Kabarett:Lachgewitter

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Bruno Jonas schreibt ein Buch, das er am besten vorlesen sollte

Von Oliver Hochkeppel, München

Greifen wir einfach mal ein paar frühe Sätze heraus: "Ich hatte nicht die Absicht, eine staubtrockene Abhandlung zu schreiben. Die Gefahr ist bei mir ohnehin gering, weil ich polemische Gedankengänge immer einer sauberen Logik vorziehe. Dieses ,Gescheit-Daherreden' löst bei mir immer Unbehagen aus, weil man nichts dagegen sagen kann. Das schlüssige Aneinanderreihen von Argumenten erstickt jede Debatte im Keim. Außer man ist in der Lage, den Argumenten nicht zu folgen. Das verlangt höchste Konzentration. Und wer will sich das heute noch antun? Dagegen bietet das ,Dumm-Daherreden' immer die Möglichkeit für ein weiterführendes Gespräch." Tatsächlich beherrscht Bruno Jonas dieses Dumm-Daherreden auf klügstem Niveau wie kein zweiter. In gut vierzig Jahren mit Bühnenprogrammen, Radio-Kolumnen und Fernseh-Formaten wie dem "Scheibenwischer" ist er zum Meister des satirischen Aphorismus und zum Herrscher über die Endlos-Assoziationskette geworden.

Jetzt gibt es das auch wieder in Buchform. "Der Vollhorst - der Erfolgstyp in Politik, Kultur und Gesellschaft" heißt das Werk, in dem es um den "Idealtypus des modernen Politikers, um politisches Handeln in der Postdemokratie" geht. Natürlich ist Horst Seehofer der Aufhänger, aber mit seiner Schablone werden nahezu alle anderen öffentlichen Figuren abgeglichen, Politiker von "Horst Schröder, der sich nur zur Tarnung Gerhard nannte" bis zum Gegenmodell "Vollwilly", aber auch Vollhorste vom Wetterfrosch Sven Plöger bis zum Ex-Richter und "Sozialstaatdämmerung"-Autor Jürgen Borchert.

Ohnehin kommt im Zuge dieser "Untersuchung" allerlei Unerwartetes vor, zum Beispiel Platons Höhlengleichnis oder Hegel- und Schillerzitate. Auch unerwartete Formen, ein Antwortbrief auf die Beschwerde eines katholischen Pfarrers etwa oder ein Gespräch mit einem Freund über die Pegida-Problematik in indirekter Rede. Großartig die Beschreibung eines angekündigten Seehofer-Besuchs im Lustspielhaus. Und überall steckt in mindestens jedem zweiten Satz eine Pointe. Das "Lachangebot", wie es Jonas nennt, ist enorm. Was vielleicht zugleich eine potenzielle Schwäche des Buches ist. In einem Rutsch schafft man das kaum, man braucht bei diesem Letter-Pointengewitter Pausen. Schnell wünscht man sich, Bruno Jonas würde einem ausgewählte Passagen in seinem Schlitzohr-Bairisch vorlesen. Wohlan, bei der Buchpremiere im Lustspielhaus tut er genau das.

Bruno Jonas: "Der Vollhorst", Buchpremiere, Mittwoch, 27. Mai, 20 Uhr, Lustspielhaus, Occamstraße 8, 21 83 73 00

© SZ vom 27.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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