Kabarett:Glaube und Irrglaube

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In der Lach und Schieß nimmt sich HG Butzko die Religionen vor

Von Oliver Hochkeppel, München

Wer in der Öffentlichkeit steht und sich aktiv in den sozialen Netzwerken tummelt, kann schon einmal an sich zweifeln: "Hat mich doch schon wieder einer mit einem Proktologen verwechselt," erzählt HG Butzko in der Münchner Lach- und Schießgesellschaft und zitiert eine Zuschrift, die tatsächlich eher in die Zuständigkeit der Menschen fällt, die sich um den Enddarm kümmern. Das wird fortan ein Running Gag in Butzkos neuem Programm "Menschliche Intelligenz", bei dem allerdings erst der Untertitel "Oder: Wie blöd kann man sein" auf die richtige Fährte führt; hin zu dem satirischen Nenner, auf den Butzko unseren Alltag oft zu bringen vermag, zum Beispiel in Bezug auf die oben beschriebenen sozialen Netzwerke: "Auch früher gab es in jedem Dorf einen Depp. Facebook heißt, dass die sich jetzt miteinander unterhalten können."

Anders als so oft werden diese Detailfragen bei Butzko indes nie Selbstzweck, er ordnet sie vielmehr seinem Generalthema unter: den Religionen. Auch wenn er seinem Erstaunen kräftig Ausdruck verleiht, woran erwachsene Menschen Anfang des 21. Jahrhunderts im aufgeklärten Europa so glauben, verzichtet er auf wohlfeile Anklagen. Wichtiger ist ihm die Kernthese, dass Religiosität nichts mit Religionen zu tun habe und letztere Kartelle zur Durchsetzung von Machtinteressen seien.

Es gibt nicht viele Kabarettisten, die für eine tiefere Einsicht auch mal eine Pointe opfern. Die mit sich wie mit ihrer Bühnenfigur glaubwürdig für den aufklärerischen Impetus stehen, der dem Kabarett allzu oft abhanden kommt. Die Klartext sprechen, aber die Differenzierung und saubere Logik dabei nicht vergessen. Und die dabei auch noch sehr komisch sind. Dieses Erbe hat dem in Berlin lebenden Rheinländer vor wenigen Wochen bei der Verleihung des Bayerischen Kabarettpreises niemand anderes als Georg Schramm in die Hände gelegt. Eine Bürde, die Butzko jetzt tragen muss. Mit seinem neuen Programm sollte er das aber locker schaffen (noch Donnerstag bis Samstag).

© SZ vom 13.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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