Kabarett:Freund oder Feind

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Florian Schröder kann fast alles. Offensichtlich macht er auch als Actionheld eine gute Figur. (Foto: Frank Eidel)

Florian Schröder ist Autor, Moderator und im Hauptberuf Provokateur: Im Schlachthof spielt er erstmals sein Programm "Ausnahmezustand"

Von Oliver Hochkeppel

Angefangen hat Florian Schröder als Parodist. Und das früh: Mit 14 gab er in "Schmidteinander", der legendären Sendung mit Harald Schmidt und Herbert Feuerstein, eine Kostprobe seiner chamäleonartigen Fähigkeiten. Noch heute ist er neben Kollegen wie Reiner Kröhnert und Matthias Richling der wohl vielseitigste und beste in diesem Fach. Schröder hat dieses Talent freilich früh einem breiteren kabarettistischen Ansatz untergeordnet. Einem, der es nicht als Zufall erscheinen lässt, dass sein erster großer Auftritt bei Harald Schmidt war. Dem Altmeister der politischen TV-Comedy und -Talkshow ist er in vielem ähnlich: im doppeldeutigen Spiel mit den Klischees; im für das klassische Kabarett untypischen Zugriff auf aktuelle Themen jedes Bereichs, von der Politik bis zum Klatsch; in der Undurchschaubarkeit, was die eigene Figur und Haltung betrifft und nicht zuletzt im Austeilen nach allen Seiten. Als erster zum Beispiel parodierte Schröder auch Kabarettkollegen, und das nicht unbedingt schmeichelhaft. Wären die Formate, in denen Schmidt einst zur Galionsfigur wurde, heute nicht aus der Mode gekommen, Schröder wäre als elegant bissiger Provokateur wohl sein perfekter Nachfolger gewesen. So ist er zwar auch ein gefragter Kolumnist (unter anderem für Psychologie heute), Autor (zum Beispiel des Sachbuchs "Hätte, hätte, Fahrradkette: die Kunst der optimalen Entscheidung") und Moderator ("Spätschicht"), vor allem aber ist er der Kleinkunstbühne treu geblieben.

Freilich, so entspannt und nahezu arrogant über den Dingen schwebend wie Schmidt kommt der aus Lörrach stammende Wahl-Berliner Schröder nicht immer rüber. Manchmal wirkt er vielmehr wie im "Ausnahmezustand" - wie nun auch sein neues Programm heißt, das er im Schlachthof erstmals in München spielt. Dass es immer schwerer wird, zu entscheiden, wer die Guten sind, und wer die Bösen, das kann man das Generalthema seines Auftritts nennen. Oder, um im Schröder-Duktus zu bleiben: Wie nahe Gut und Böse, Liebe und Hass, Freund und Feind beieinander liegen, weiß jeder, der einmal morgens um sieben am Straßenverkehr teilgenommen hat. Aus Furcht, Bequemlichkeit oder Dummheit sind die meisten eher schon jenseits von Gut und Böse, das zeigt Schröder bei ausgedehnten Streifzügen durch die politische Landschaft und mit Fallbeispielen überzogener political correctness. Oder auch mit einer bissigen Analyse unseres Männerbildes anhand von "role models" wie Matthias Schweighöfer oder dem Rapper Revolverheld. Zu all dem gibt es Einspieler auf der Videowand.

Bestimmt kann man hinterher einiges mitnehmen - und sei es das Buch, das Schröder im Mai herausgebracht hat "Frauen. Fast eine Liebeserklärung" (von ihm selbst auch als Hörbuch eingelesen) präsentiert neben dem sarkastischen Satiriker auch einen anderen, ernsthafteren Florian Schröder. Akribisch geht Schröder darin die unmenschlichen, sich widersprechenden Anforderungen (Stichwort topmodelschlanke Mutter, Liebhaberin und beste Freundin in einem, die Kinder und Karriere verbindet ohne je gestresst zu wirken) durch, mit denen Frauen heute konfrontiert werden. Von "Pink Tax" und "Gender Pay Gap" über das Versagen des klassischen Feminismus bis zu Quote und Quotendruck werden die Fallen enttarnt, die überall im Alltag aufgestellt sind. Was angesichts von #MeToo und ähnlicher Diskurse brandaktuell ist.

Florian Schröder , Samstag, 25. November, 20 Uhr, Schlachthof, Zenettistraße 9

© SZ vom 24.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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