Jugendtheater:Fragen des Miteinanders

Sebastian Hofmüller

In seinem Theaterclub will Sebastian Hofmüller auch den Erlebnissen von Flüchtlingen Raum geben.

(Foto: Jakob Erpf)

Der ehemalige Schreiner und Schauspieler Sebastian Hofmüller gründet im Hofspielhaus einen Theaterjugendclub. Mit dem will er Ödön von Horváths "Jugend ohne Gott" erarbeiten

Von Barbara Hordych

Die Wege auf die Bühne sind mitunter verschlungen. Das weiß der Münchner Schauspieler Sebastian Hofmüller, 39, der jetzt einen Jugendclub in Christiane Brammers Hofspielhaus gründen will, aus eigener Erfahrung. Er ist gelernter Schreiner; als solcher arbeitete er auch in der Theaterschreinerei der Münchner Kammerspiele. "Dabei bekam ich natürlich viel mit, was auf der Bühne passierte. Und das begann mich so zu interessieren, dass ich beschloss, mich selbst auf Schauspielschulen zu bewerben", sagt er. Prompt wurde er auf der Falckenberg-Schule angenommen, war aber ein wenig unsicher, wie seine damaligen Kollegen darauf reagieren würden. "Aber selbst der Schlosser-Peter, der sich schon mal über das ,Künstlerpack' und ihr ,Geraffel' aufregte, wenn ihn die Schauspieler nervten, gratulierte mir und freute sich für mich."

Es folgten Engagements an der Schauburg, dem Tiroler Landestheater Innsbruck und am Kleinen Theater Kammerspiele Landshut. Dort leitete er von 2012 bis 2016 den Jugendclub, mit dem er in diesem Juni am Treffen der bayerischen Jugendspielclubs am Residenztheater teilnahm. "Als ich erfuhr, welche Auftrittsorte zu dem Festival gehörten, wünschte ich mir sofort, an meiner ehemaligen Heimatstätte auftreten zu können", sagt Hofmüller. So kam es, dass sein Ensemble Simon Stephens' Stück "Morning", in dem Jugendliche einen Mord an einem Gleichaltrigen begehen, im Werkraum der Kammerspiele zeigte. "Natürlich habe ich bei den alten Kollegen vorbeigeschaut - und die waren auch gleich so nett, mir die Podeste der Kammerspiele für unsere Inszenierung auszuleihen. So etwas Tolles hatten wir in Landshut nicht", sagt Hofmüller.

Einen Mord unter Gleichaltrigen thematisiert auch der Antikriegsroman "Jugend ohne Gott" von Ödön von Horváth, den Hofmüller jetzt als Textgrundlage für die Produktion im Hofspielhaus hernehmen möchte. Geschildert wird der Alltag in der Nazidiktatur. "Ein Geschichtslehrer erlebt, wie in seiner Klasse immer häufiger rassistische Formulierungen kolportiert werden - und dann ein Mord geschieht, der zunächst teilnahmslos hingenommen wird", sagt Hofmüller. Von Christiane Brammer wisse er, dass sich schon zwei syrische Flüchtlinge angemeldet haben. Was ihn freut, denn Fragen des "menschlichen Miteinanders" reizten ihn sehr, zumal in Zeiten, in denen wieder rechte Wahlkampf-Sprüche kursieren. Zwar wolle er erst einmal abwarten, wer sich alles noch anmelde, aber ein Ziel hat Hofmüller schon vor Augen: das Treffen der bayerischen Theaterjugendclubs 2017 in Nürnberg.

Gründungstreffen Theaterjugendclub, 14 bis 19 Jahre, Di., 8. Nov., 18 Uhr, Hofspielhaus, Falkenturmstraße 8, Anmeldungen 24 20 93 33

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