Jubiläum:Institution für Jazzer

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Die Unterfahrt feiert ihr 40-jähriges Bestehen mit illustren Gästen

Von Oliver Hochkeppel, München

Uff, zumindest der viertägige Feiermarathon zum 40-jährigen Bestehen des Jazzclubs Unterfahrt ist überstanden. Wie immer bei solchen Anlässen ging es mit einem Festakt los, bei dem ein launiger Kulturreferent Hans-Georg Küppers, der unter anderem von Google übersetzte Internet-Bewertungen des Clubs zitierte, den Dank und die Glückwünsche der Stadt überbrachte, BR-Jazzredakteur Roland Spiegel die Geschichte der Unterfahrt auferstehen ließ und Michael "Mr. Unterfahrt" Stückl, der Vorsitzende des Trägervereins, allen Mit-Machern und Unterstützern dankte. Umrahmt wurden sie von vier jungen Musikern der Jazzrausch Bigband, die zwei gnadenlos fade Ehrentags-Standards vortrugen. Ein Fauxpas, den sie hinterher beim Auftritt der Band mit ihrem technoiden Power-Partyjazz mehr als wettmachten.

Auch zum Anschauen gab es viel: In den Einsteinhallen Konzertaufnahmen von verschiedenen Jazzfotografen. Im Club selbst Grafiken von Designstudenten der Hochschule Augsburg zum Thema "40 Jahre Unterfahrt". Außerdem mehrere Jazzfilme. Und in persona fast alle, die in der Jazzszene der Stadt eine Rolle spielen. Die Hauptsache aber war der Live-Jazz. Überwältigend viel davon, zwölf Bands jeder Couleur (will man auf Teufel-komm-raus etwas zum Nörgeln finden, dann vielleicht, dass Gruppen fehlten, die für den Club eine besondere Rolle spielten), stellvertretend für die riesige Bandbreite, die hier seit so vielen Jahren abgebildet wird: Newcomer und große Namen, Typisches und Außergewöhnliches.

Zu Letzterem gehörte sicher der Auftritt von Klaus Doldinger. Spielte der 81-jährige Grandseigneur des deutschen Jazz doch überhaupt erst zum zweiten Mal in der Unterfahrt, ist er doch seit den Sechzigerjahren in den großen Sälen zu Hause. Dementsprechend trat er im kleinen Quartett an, und ohne die gewohnte Effekt-Mikrofonierung seines Saxofons. Was sich für ihn selbst "wie eine Nachspeise ohne Süßigkeiten" anfühlte, kam dem Hörer erfreulich direkt und pur entgegen. Genau wie am Abend zuvor China Moses, die ihre "Nightintales" mal ohne Band, nur im Duett mit dem jungen, manchmal etwas donnernden oder hudelnden Pianisten Ashley Henry erzählen musste. Was ihre Qualitäten als Entertainerin nur noch hervorhob.

Beim 1971 gegründeten US-Quartett Oregon von Ralph Towner und Paul McCandless ist die Luft inzwischen ein bisschen heraus, wie man feststellte. Ganz anders als bei der in allen Ehren ergrauten Pianistin Myra Melford, die mit ihrem grandiosen Quintett und einem intellektuellen, alles von Freejazz über Bebop bis zu Modern einbeziehenden Clusterjazz für einen würdigen Abschluss sorgte. Und dies waren nur die Prominentesten des Geburtstagsaufgebots. Dem allgemeinen Trend folgend, setzten junge Wilde wie der Saxofonist Jakob Manz oder das Leo Betzl Trio starke Akzente. Bis Ostern folgt nun "normaler" Ein-Konzert-pro-Abend-Betrieb, dessen Bestückung bei anderen Clubs aber auch als Jubiläumsfestival durchgehen würde.

© SZ vom 20.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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