Jetzt im Kino:Arnie gegen Arnie

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In "Terminator Genisys" kämpft Schwarzenegger gegen sich selbst, im Horrorstreifen "It Follows" wird ein Fluch durch Sex übertragen, und die Romanze "Für immer Adaline" funktioniert auf "Gossip Girl"-Niveau.

Von Anke Sterneborg, Rainer Gansera, Annett Scheffel, Karoline Meta Beisel, Doris Kuhn, David Steinitz:

Die Filmstarts vom 9. Juli auf einen Blick, bewertet von den SZ-Kritikern. Rezensionen ausgewählter Filme folgen.

Big Business

Ein warmherziges Drama über gemobbte Kinder und die Existenznöte der Erwachsenen. Oder doch eher eine alberne Komödie über den verqueren Businesstrip eines Startup-Trios nach Berlin? So recht weiß "Starbuck"-Regisseur Ken Scott nicht, was er mit dem verblassenden Ruhm von Komödiant Vince Vaughn, dem seriösen Ernst von Tom Wilkinson und dem Jungspund-Sexappeal von Dave Franco machen soll. Also wirft er sie kurzerhand in einen Berliner Suff- und Sex-Themenpark, inklusive G-8-Bürgerproteste und Live-Kunstinstallation im Hotelzimmer.

Den Menschen so fern

Grandiose Landschaftspanoramen, ein brillanter Viggo Mortensen, Musik von Nick Cave und Warren Ellis. Algerien 1954, ein Dorfschullehrer gerät im Unabhängigkeitskampf zwischen alle Fronten. David Oelhoffen malt die Camus-Kurzgeschichte "Der Gast" zum algerischen Western aus. Nicht nur ein Abenteuerfilm, sondern auch eine hochaktuelle Meditation über Brüderlichkeit in einer von Feindbildern vergifteten Welt.

Duff - Hast du keine, bist du eine!

Regisseur Ari Sandel ergänzt das übliche Highschool-Comedy-Personal um eine neue soziologische Figur: Den Duff - "designated ugly fat friend". Jenes blasse, wenig begehrte Cliquenmitglied also, das die Schönen schöner wirken lässt. Bis auf das bezaubernd-subtile Spiel der Hauptdarstellerin Mae Whitman schwankt die komödiantische Qualität des Films aber wie ein pubertärer Hormonhaushalt: zwischen Hashtag-Humor, sanfter Cybermobbing-Kritik, Unterwäsche-Zoten und Selbstironie.

Entourage

( Siehe Kritik nebenan.)

Escobar - Paradise Lost

(Siehe Kritik nebenan.)

Für immer Adaline

Nach einem mysteriösen Unfall mit anschließendem Blitzschlag hört die 29-jährige Adaline ("Gossip Girl" Blake Lively) auf zu altern. Mit dieser irrwitzigen Plot-Idee hätte man alles Mögliche anstellen können. Regisseur Lee Toland Krieger beschränkt sich leider auf ein recht vorhersehbares Liebesmärchen, das zwar mit schönen Bildern und Harrison Ford in einer herzzerreißenden Nebenrolle aufwartet, ansonsten aber kaum mehr Tiefgang bietet als eine Staffel "Gossip Girl".

It Follows

Ein Highschool-Horror, recht fern der Hysterie, die sonst dieses Genre bestimmt. Auch der Plot ist schön minimalistisch: Wer Sex hat, wird von einem Geist verfolgt, und nur durch Sex lässt dieser sich an ein nächstes Opfer weitergeben. Die Bilder dazu sind blass, die USA verwildert. Doch trotz der unterkühlten Atmosphäre erzählt Regisseur David Robert Mitchell Grundsätzliches über Freundschaft, die Gefahr und Tod nicht scheut ().

Kafkas Der Bau

( Siehe Kritik nebenan)

Mama gegen Papa - Wer hier verliert, gewinnt

Scheidungseltern, die einmal nicht um das Sorgerecht streiten, sondern es dem andern andrehen wollen, der Karriere wegen. Weshalb sie ihre Kids vorsätzlich übel traktieren. Martin Bouboulons auf den Kopf gestellter Rosenkrieg fängt munter komödiantisch an, um sich rasch in den abstrusen Exzess einer Kinder-Demütigungs-Gaudi zu verwandeln. Wer mag das lustig finden?

Mollath - Und plötzlich bist du verrückt

Zum Fall Gustl Mollath trägt die Dokumentation von Annika Blendl und Leonie Stade nichts Neues bei. Sie vermittelt nur den Eindruck, dass alle irgendwie fragwürdig agieren: Justiz, Politik, Presse - und vor allem Selbstdarsteller Mollath. Er sonnt sich im Scheinwerferlicht und weicht allen wichtigen Fragen aus. Man vergisst, warum der Fall von Interesse sein könnte.

Terminator Genisys

Arnold Schwarzenegger als Vorreiter des sich selbst recycelnden Blockbusterkinos. Im fünften Teil der Reihe passiert exakt dasselbe wie in den ersten Folgen. Alan Taylor inszeniert sogar einzelne Einstellungen so, wie Terminator-Erfinder James Cameron es in den Achtzigern vormachte. In diesem Sinne ist es nur konsequent, dass Arnie gegen sich selbst kämpfen muss, genauer gesagt: gegen sein digital verjüngtes Ich. Harter Doppelgängerstoff (siehe Feuilleton vom Mittwoch).

© SZ vom 09.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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