Jazz:Wassermusik

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Tatort Boot: Auch auf den Planken des MS Starnberg brillierte Klaus Doldinger mit seinen typischen Saxofon-Melodien. (Foto: Arlet Ulfers)

Klaus Doldinger spielt "Das Boot" an Bord eines Schiffs

Von Oliver Hochkeppel, Starnberg

Man sitzt im Boot, und hört es plötzlich: Das durchdringende "Ping" des Sonars, gefolgt von dieser traurig-dramatischen Saxofonmelodie ("Daa, da dadadada daa, da dada dada daaaa"), die gleich von einer Klangwoge wie Sturmwellen überrollt wird ("Dum, dum dumdum dum, dim dum dumdum"). Fehlt nur noch, dass der "Kaleun" Jürgen Prochnow die Turmtreppe herunter stürmt und "Tauchen!" ruft.

Aber man befindet sich eben nicht auf dem U96, dem Lothar-Günther Buchheim in seinem autobiografischen Roman "Das Boot" und Wolfgang Petersen in der legendären Verfilmung von 1981 ein Denkmal gesetzt hat, sondern auf dem Katamaran namens MS Starnberg. Der Stolz der Oberbayerischen Seenschifffahrt muss keine Zerstörer und Wasserbomben fürchten und ist als rundum verglaster Katamaran denkbar ungeeignet für einen Tauchgang. Höchstens für Schleichfahrt, denn von den vier Dieselmotoren hört man nichts, das Schiff gleitet lautlos und nahezu ohne spürbare Bewegung über den Starnberger See.

Was nicht ganz unwichtig war bei dieser besonderen Fahrt am vergangenen Sonntagabend. Gab doch Klaus Doldinger mit seiner Band Passport eben hier ein Sonderkonzert im Rahmen der Starnberger Reihe "All That Jazz". Da sollte der Sound schon konzertgerecht sein. Im Ergebnis war er sogar überragend - vielleicht sollte man den neuen Münchner Konzertsaal in Bootsform bauen. Veranstalter Manfred Frei sprach jedenfalls von der Erfüllung eines Traums. Und in der Tat hatte es etwas, den Schöpfer der wohl berühmtesten deutschen Filmmusik das Titelstück von "Das Boot" sozusagen "auf See" und dann auch noch direkt vor dem Ufer des Buchheim-Museums in Bernried spielen zu sehen. Schon ein besonderer Moment. Nicht zuletzt, da doch unlängst bekannt wurde, dass die Bavaria gemeinsam mit Sky eine Fortsetzung als achtteilige Fernsehserie (auf der Basis von Buchheims "Die Festung") drehen will. Auch Doldinger wusste bereits davon, berichtete aber, dass wegen der Musik noch niemand mit ihm gesprochen habe.

Ebenso beeindruckend war das restliche, mit Passport-Nummern bestückte Programm. Ob Klassiker wie "Sahara", lange nicht Gespieltes wie "Wise Up" oder späte Meisterwerke wie "Seven To Four" vom 2015er Album "En Route" - Fusion-Jazz erfüllte mit gewaltigem Druck den Schiffssaal. Der Unermüdliche steht auch mit fast 81 (am 12. Mai hat er Geburtstag) für den unverwechselbaren und typischen Mix aus diesen klaren, eingängigen Doldinger-Melodien, mitreißender Rhythmik, opulenten Sounds, weltmusikalischen Einflüssen und improvisatorischem Risiko. Dafür hatte er wie immer die denkbar fähigsten Begleiter buchstäblich mit an Bord. Vom energetischen Schlagzeuger Christian Lettner und den einander ideal ergänzenden Perkussionisten Ernst Ströer und Bibouls Daroiuche über die alten Füchse Martin und Patrick Scales an Gitarre und E-Bass bis zum Tastenzauberer Michael Horneck.

Am Samstag, 13. Mai, werden sie alle gemeinsam im Prinzregententheater den Geburtstag des Meisters nachfeiern. Zusammen mit einem kleinen, eigens zusammengestellten Filmorchester allerdings, für das "Doldingers Träume" neu arrangiert wurden. Da fehlt dann auch bestimmt der "Tatort" nicht.

© SZ vom 09.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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