Jazz:Sportlicher Groove

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Unterwegs in die Vergangenheit des Jazz: Max Merseny ist ein klangvirtuoser Perfektionist. (Foto: Unterfahrt)

Der Altsaxofonist Max Merseny gestaltet die letzte Munich Summer Jazz Week in der Unterfahrt und zeigt, wie sein kommendes Album klingen wird

Von Oliver Hochkeppel

Vor gut fünf Jahren, mit 23, hatte der Altsaxofonist Max Merseny einen sensationellen Einstand: Sein Debütalbum "Thank Ya' All" erschien nicht nur bei Enja, sondern wurde bis hoch in den großen deutschen Feuilletons beachtet und gelobt. Hatte da doch einer die Chuzpe, die aktuellen Strömungen im deutschen Jazz demonstrativ zu ignorieren, um stattdessen als eine Art deutscher David Sanborn den amerikanischen Souljazz der Achtzigerjahre aufleben zu lassen, druckvoll angefacht und modernisiert durch Elemente aus dem Hip-Hop - seiner zweiten großen musikalischen Leidenschaft. Und das mit einer Virtuosität und einem Groove, den man einem Deutschen bis dahin kaum zugetraut hatte. Doch der ehemalige bayerische Jugendmeister im Schwimmen und angehende Basketball-Profi hat den Ehrgeiz des Leistungssports auch auf seine Musikerkarriere übertragen.

So sagt er über sein bislang letztes Album "Everlasting" im Stile eines Trainers, Songs und Einstellung seien schon in Ordnung gewesen, nur mit der Produktion sei er im Nachhinein nicht wirklich zufrieden. Ein Perfektionismus, der jetzt der neuen, demnächst wieder bei Enja erscheinenden CD "World Traveler W.T.I." zu Gute kam, die er vom kommenden Dienstag an schon mal bei der letzten Munich Summer Jazz Week in der Unterfahrt vorstellt.

Dabei spielt vor allen ein Mann aus Washington eine entscheidende Rolle: der Keyboarder Federico Gonzalez Peña. Merseny lernte ihn über seinen amerikanischen Saxofon-Kollegen und Freund Alex Han kennen, der mit Peña in der Band des Star-Bassisten Marcus Miller spielt. "Alex brauchte mir nicht lange von ihm vorschwärmen, ich wusste ohnehin, dass er der wichtigste Einfluss für die junge Meshell Ndegeocello und generell einer der Mitbegründer der Neo-Soul-Welle war, der das mit D'Angelo oder Maxwell ausgebrütet hat." Außerdem ist der Mann mit uruguayisch-argentinischen Wurzeln ein gefragter Produzent, eine Rolle, in der ihn Merseny unbedingt auch für "World Traveler" haben wollte.

"Irgendwann habe ich mich getraut, ihm etwas von mit zu schicken - und er war sofort dabei", erinnert sich Merseny. Das Ergebnis ist ein unerhört definierter Klang, mit vielen ausgefallenen, mitunter im Retro-Trend schwelgenden und sich teilweise virtuos überlagernden Sounds, die Mersenys zupackenden Songs eine zweite Ebene einziehen. So vielschichtig ist das, dass in der Unterfahrt nicht nur Peña, sondern auch noch Mersenys Stamm-Keyboarder Matthias Bublath an den Tasten sitzen wird. Wie immer mit dabei ist Merseny Weggefährte, Gitarrist Ferdinand Kirner, neu dagegen der junge niederländische Powerdrummer Yoran Vroom. Über Peña kam schließlich Star-Bassist Reggie Washington dazu, der mit Jazz- und Soul-Größen von Steve Coleman und Branford Marsalis bis zu Eryka Badu oder George Duke arbeitete. Und so ist Merseny schon jetzt mächtig stolz auf seine Band, für die er sich - wie für seine Musik - mehr Unterstützung aus der Jazzszene wünscht. "Wir haben live das Publikum noch immer total auf unsere Seite bekommen", sagt er. Den Beweis tritt er jetzt wieder in der Unterfahrt an.

Max Merseny Band, Dienstag bis Samstag, 6. bis 10. Sept., Unterfahrt, Einsteinstraße 42

© SZ vom 03.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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