Jazz:Lehrreiche Sternstunde

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Eine der großen Damen des Jazz, Soul und Rhythm'n'Blues: die amerikanische Sängerin Patti Austin. (Foto: Imago/ZUMA Press)

Die Sängerin Patti Austin stand schon mit Harry Belafonte und Sammy Davis Jr. auf der Bühne. Zum Abschluss eines Workshops an der Münchner Musikhochschule sind nun Studenten ihre Partner

Von Oliver Hochkeppel

Für den Profi-Fußballer oder den nach Sternen greifenden Koch gilt es genauso, in der Musik aber ist das Meister-Schüler-Prinzip vielleicht am elementarsten. "Die Erfahrung zeigt: Wenn man mit den wirklichen Meistern arbeiten kann, lernt man am schnellsten und am meisten", beschreibt Claus Reichstaller das, was er selbst als Trompeter und Leiter des Jazz-Instituts an der Münchner Hochschule für Musik und Theater erlebt hat. Reichstaller ist deshalb hierzulande einer der Aktivsten, was das Rekrutieren von amerikanischen Jazz-Stars für Workshops, Meisterkurse oder Lehrgänge angeht. Und weil das von den Meistern Erlernte nicht nur im Studierzimmer, sondern vor allem im Konzertsaal funktionieren muss, konnten Jazzfreunde schon oft von diesen Begegnungen profitieren.

Einige Jahre lang sammelte Reichstaller große Namen von Terri Lynn Carrington bis zu Kenny Garrett zu Unterricht und Konzerten bei der Jazzwoche Burghausen um sich. Und seit 2010 holt er in schöner Regelmäßigkeit "Jazz Masters" über den großen Teich ans Münchner Jazz-Institut, zur mehrtägigen Arbeit mit den besten Studenten - und zum gemeinsamen Konzert. Vor drei Jahren konnte man zum Beispiel erleben, wie die Studenten Leo Betzl, Sebastian Wolfgruber und Moritz Stahl - heute bereits gestandene, preisgekrönte Profis - gemeinsam mit der Star-Saxofonistin Tia Fuller deren schwierige Arrangements meisterten.

Jetzt kommt es zu einer Sternstunde für Freunde des Jazzgesangs. Patti Austin präsentiert an diesem Samstag von 19 Uhr an im Kleinen Konzertsaal der Musikhochschule in der Arcisstraße, was sie zuvor zwei Tage lang mit Studierenden erarbeitet hat. Die Grammy-Gewinnerin ist einer der wenigen Kinderstars des Jazz: Als sie vier war, fiel Austin bei einer Einspielung mit Dinah Washington dem großen Produzenten Quincy Jones auf, der sie sofort unter seine Fittiche nahm. Mit fünf trat sie im legendären Apollo Theatre in Harlem auf, mit neun ging sie auf Europa-Tournee mit der Blues-Oper "Free and Easy", und mit 16 gewann sie den berühmten Song Contest in Rio de Janeiro. Schon daran sieht man, dass Austin keine reine Jazzsängerin ist; bei ihr kam seit jeher R &B, Soul, Latin und Pop dazu - was sie auch zu einer gefragten Studio- und Toursängerin machte, für Harry Belafonte, Sammy Davis Jr. oder Burt Bacharach ebenso wie für Foreigner, Cat Stevens oder Joe Cocker. Ihre größten Hits waren Duette mit George Benson, mit Michael Jackson und mit James Ingram; die mit ihm gesungene Ballade "Baby, Come to Me" stand 1983 für zwei Wochen auf Platz 1 der amerikanischen Single-Charts. Als klassische Jazzsängerin trat Austin vor allem mit den beiden 2003 und 2008 mit der WDR Big Band eingespielten Alben "For Ella" und "Avant-Gershwin" hervor, die ihr auch den Grammy für die "Best Jazz Vocal Performance" bescherten. Hoher Besuch also, den man da ganz nah in der Musikhochschule beobachten kann.

Workshop-Konzert mit Patti Austin , Samstag, 19. Mai, 19 Uhr, Hochschule für Musik und Theater, Arcisstraße 12

© SZ vom 18.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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