Jazz:Gegenwartsfunke

Der Jazzsaxofonist Joshua Redman beschwört die Musik seines Vaters Dewey Redman, der mit Ornette Coleman den Modern Jazz prägte.

Von Andrian Kreye

Wenn ein Impuls, der vor sechzig Jahren erstmals zündete, immer noch für Aufbruchstimmung sorgt, reißt einen das auch als Hörer mit. Joshua Redman ist neben Ravi Coltrane und Matthew Garrison einer der Söhne, die sich aus dem Schatten ihrer Väter herausgearbeitet haben - jener Väter, die dem Modern Jazz in den Sechzigerjahren eine neue Richtung gegeben hatten. Längst haben die drei auf den Instrumenten der Väter eigene Stimmen gefunden. Deswegen ist es eine souveräne Geste, wenn Joshua Redman nun an die Musik anknüpft, die sein Vater Dewey gemeinsam mit den drei anderen Mitgliedern des ursprünglichen Ornette Coleman-Quartetts in den Siebzigerjahren unter dem Namen Old & New Dreams spielte.

Bei Still Dreaming spielt eben Joshua Redman am Tenorsaxofon, Ron Miles statt Don Cherry Trompete, Scott Colley statt Charlie Haden Bass und Brian Blade statt Ed Blackwell Schlagzeug. Das Klangbild ohne Akkordinstrumente füllen auch die vier Nachkommen mit dem Gespür, kraftvolle Melodien in einem Zusammenspiel zu zerlegen, das den Free Jazz damals schon erahnte, aber noch weit davon entfernt war. Dafür braucht man Mumm, Handwerk und Ideen. Das Album "Still Dreaming" (Nonesuch) lebt deswegen von einer Klarheit und einer Energie, die in der Vergangenheit die Form, in der Gegenwart die Kraft und im Moment der Improvisation spontane Schönheit findet.

© SZ vom 08.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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