Jazz:Ein Wiedersehen

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Das Duo Sauer & van't Hof in der Unterfahrt

Von Oliver Hochkeppel, München

Den offiziellen Ritterschlag haben beide schon erhalten: Der im Juni 70 werdende niederländische Pianist Jasper van't Hof fand 2015 mit einem Konzertmitschnitt als zweiter überhaupt Aufnahme in der von der Zeitschrift Jazzthing kuratierten CD-Reihe "European Jazz Legends". Und bereits 2008 widmete sein Stammlabel Act dem heute 84 Jahre alten Saxofonisten Heinz Sauer ein Tribute-Album. Beide gehören sie also zu den großen Alten des europäischen Jazz. Vor vielen Jahren haben sie in der Hamburger Fabrik sogar schon einmal ein Duo-Album eingespielt, jetzt sind sie wieder live in dieser intimsten aller musikalischen Begegnungen zu erleben, an diesem Freitag in der Unterfahrt.

Was für van't Hof fast ein weiterer Ritterschlag ist, gehört Sauer doch nicht zu den Jazzern, die mit jedem spielen oder gar in Jam Sessions einsteigen würden. Der eigenwillige, mitunter sperrige Saxofonist hat sich seit jeher einige wenige als Idealpartner ausgesucht, denen er dann in Nibelungentreue verbunden blieb. Zu allererst war das natürlich Albert Mangelsdorff, in dessen Quintett Sauer von 1961 bis 1975 spielte und für den er eine Art Alter Ego wurde. Ein wortkarges, introvertiertes Pendant zu dem eloquenten und extrovertierten Mangelsdorff, weshalb Sauer lange (und vielleicht gar nicht ungern) in dessen Schatten stand. Obwohl er auch mit anderen ganz Großen spielte, oft beim Deutschen Jazzfest in Frankfurt: 1978 etwa mit Archie Shepp, 1980 mit Benny Wallace oder 1986 mit Tomasz Stanko. "Lebte Heinz Sauer in New York, stünde er im Jazz-Olymp der Saxofonisten", hat der Kritiker Konrad Heidkamp schon vor vielen Jahren einmal festgestellt. Doch Sauer blieb eben Frankfurt treu, schon wegen des geliebten Jazzensembles des Hessischen Rundfunks, für das er seit 1960 bis heute spielt und komponiert; dort lernte er 2001 auch den Pianisten Michael Wollny kennen, der sich zu einem neuen Idealpartner entwickelte, und mit dessen Aufstieg zu Deutschlands prominentestem jungen Jazzer auch Sauer späten Ruhm erwarb.

Noch viel früher konnte van't Hof Erfolge feiern, schon deshalb, weil er nicht vom Avantgarde-Jazz, sondern vom Jazzrock kam. Der aus Enschede stammende Sohn eines Jazztrompeters und einer klassischen Sängerin und Pianistin begann in den frühen Siebzigern mit der wilden Elektro-Fusion-Combo Associaton P.C., bevor er mit seiner Band Pork Pie (unter anderem mit Charlie Mariano und Philippe Catherine) bekannt wurde. Wie die meisten Jazzrocker spielte er mit den unterschiedlichsten Kollegen, von Wolfgang Dauner oder Trilok Gurtu bis zu Wayne Krantz und Didier Lockwood. Wegweisend wurde sein 1984 gegründetes, bis heute bestehendes Projekt Pili Pili, wo er - Ethno- wie House-Trends vorwegnehmend - europäischen Jazz mit afrikanischer Musik und Club-Beats kombinierte. Die Sängerin Angelique Kidjo wurde dort zum Star.

Zwei durchaus unterschiedliche Musiker-Persönlichkeiten also. Umso spannender verspricht das Treffen des kompromisslosen Erzählers am Saxofon mit dem humorvollen Multistilisten an den Tasten zu werden.

Heinz Sauer, Jasper van't Hof ; Freitag, 10. März, 21 Uhr, Unterfahrt, Einsteinstraße 42

© SZ vom 09.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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