Im Kino: "Zack and Miri Make a Porno":Galaktischer Strich

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Warum nicht einen Porno drehen, um die Miete zahlen zu können? Paris Hilton hat es ja auch nicht geschadet. In "Zack and Miri Make a Porno" finden Außenseiter zueinander.

David Steinitz

Durch viele Irrungen und Wirrungen müssen sie stolpern, die Helden der romantischen Hollywoodkomödie, bis es zum glücklichen Ende, zum ersten zärtlichen Kuss kommt. All die vorsichtigen, unbeholfenen Annäherungsversuche, von denen das Genre komischerweise lebt, bringt auch Regisseur, Autor und Cutter (und erfolgreicher Clerks-Schöpfer) Kevin Smith in seiner Romanze "Zack and Miri Make a Porno", freilich ein wenig radikalisiert. Hier wird gevögelt, bevor zärtlich geküsst wird.

Es ist nur Sex, versprechen sie einander vor dem Dreh: Zack (Seth Rogen) und Miri (Elizabeth Banks). (Foto: Foto: ddp)

Mit dem Filmtitel hat man schon eine pointierte Inhaltsbeschreibung. Seit der High-School-Zeit sind sie Freunde, Zack und Miri, beste Freunde. Über ihre Außenseiterrollen haben sie zueinander gefunden, und seit dem Schulabschluss hat sich nicht viel daran verändert. Vor allem Zacks Leben dümpelt lethargisch und ambitionslos dahin, er arbeitet im Coffee-Shop, mehr ist nicht drin. Mit Miri teilt er nicht nur die Freundschaft, sondern seit mittlerweile zehn Jahren auch eine Wohnung. Die Löhne für ihre Jobs aber reichen nicht, die beiden sind dauerpleite, die Miete ist seit Monaten nicht bezahlt, die Stadtwerke stellen ihnen Wasser und Strom ab. Warum also nicht einen Porno machen und mit den Einnahmen die Schulden bezahlen? Paris Hilton hat es ja auch nicht geschadet.

Wenn man so einfach an Geld kommen kann, warum drehen dann nicht alle Pornos, fragt Miri. Weil sie Alternativmöglichkeiten und Würde haben, sagt Zack. Dass Zack und Miri einen Porno machen, war einigen Leuten in Amerika übrigens gar nicht recht, weshalb der Titel des Films in den USA zu "Zack and Miri" verkürzt wurde. Zack überredet seinen Kumpel Delaney aus dem Coffee-Shop den Film zu produzieren, mit dem Geld, das dieser für einen Flachbildschirm beiseite gelegt hat.

Als zugkräftigen Titel des Films braucht man eine Parodie auf einen bekannten Blockbuster - das kommt am besten an, so gut kennt Zack sich aus. Nach langwieriger Entscheidungsfindung einigt man sich auf "Star Whores", in der deutschen Synchronisation ist "Krieg der Spermien" daraus geworden. Bei einem Casting werden ein paar skurrile Gestalten als Co-Darsteller für die Hardcore-Sause engagiert. Aber im Zentrum des zu schaffenden Films werden Zack und Miri stehen, die Freunde, die, soviel hat der Zuschauer bis zu diesem Zeitpunkt in vielen kleinen Gesten und Blicken bemerkt, mehr sein wollen als nur Freunde, bloß das einzugestehen trauen sie sich nicht.

Die spannendsten Momente hat Smiths Film nicht im derb inszenierten Pornofilmproduktionschaos, sondern in den Gesichtern der beiden komödienerprobten Hauptdarsteller - Elizabeth Banks, die in der TV-Comedy "Scrubs" mitspielt, und Seth Rogen, der in den letzten Jahren ein fester Bestandteil des komödiantischen Hollywoodkinos geworden ist. Rogens sympathische Physiognomie, seine Brille, sein Bart machen Zack für Miri und für den Zuschauer so liebenswert. Aber statt sich im wirklichen Leben näherkommen zu können, müssen Zack und Miri jetzt vor der Kamera Sex haben ...

Es ist nur Sex, versprechen sie einander vor dem Dreh, es wird keine Auswirkungen auf unsere Freundschaft haben - aber es ändert natürlich alles, der Status quo wird gebrochen, Sehn- und Eifersucht treten zutage. Zack und Miri brauchen noch Zeit um zueinander zu finden, der Film braucht noch Zeit für ein paar Gags und Ferkeleien. Irrungen, Wirrungen eben. Und tatsächlich ein bisschen Porno.

ZACK AND MIRI MAKE A PORNO, USA 2008 - Regie, Buch Schnitt: Kevin Smith. Kamera: David Klein. Mit: Seth Rogen, Elizabeth Banks, Craig Robinson, Justin Long. Senator, 101 Minuten.

© SZ vom 18.08.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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