Im Kino: Eva Green:Gute Fee der Finsternis

Geheimnisvoll, unnahbar, wunderschön: Eva Green verwischt in "Womb" mit ihrem intensiven Spiel wieder einmal die Grenzen zwischen Gut und Böse. Wie schon so oft in ihrer jungen Karriere.

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Geheimnisvoll, unnahbar, wunderschön: Eva Green verwischt in "Womb" mit ihrem intensiven Spiel wieder einmal die Grenzen zwischen Gut und Böse. Wie schon so oft in ihrer jungen Karriere. Eva Green, 30, vereint ein nahezu ungehöriges Maß an Sexappeal mit einer fast noch größeren Portion Schauspielkunst. Mühelos scheint sie Talent mit Attraktivität zu verbinden und bleibt dabei doch immer fragil und geheimnisvoll. Was steckt hinter dieser schönen, unnahbaren Fassade? Text und Bildauswahl: Daniela Otto/sueddeutsche.de/kar/rus

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(Foto: dpa)

Das nette Mädchen von nebenan im Supergirl-Kostüm? Während Eva Green in Interviews stets ihre Bodenständigkeit betont, präsentiert sie sich auf der Leinwand in abgründigen Rollen, wie auch in ihrem neuen Film Womb (was auf Deutsch "Gebärmutter" bedeutet - hier bei der Deutschlandpremiere am 28. März in Hamburg). Ein bisschen Provokation geht immer, und das nicht nur optisch. Das filmische Drama thematisiert einen doppelten Tabubruch - Inzest und das Klonen von Menschen - und rückt Eva Green damit einmal mehr in den Fokus der Aufmerksamkeit.

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Keine Angst vor dem Perversen: In Womb spielt Eva Green eine Frau, deren Mann bei einem Autounfall ums Leben kommt (im Bild eine Szene mit ihrem Filmpartner Matt Smith). Verzweifelt über den Tod des Geliebten, trägt sie schließlich einen Embryo aus, der aus einer DNS-Probe des Verstorbenen gebildet wurde - und sie beginnt ein inzestuöses Spiel mit ihrem Sohn ...

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Die Schauspielerin (hier ein weiteres Szenenbild aus Womb) wuchs in Paris auf, als Tochter der französischen Schauspielerin Marlène Jobert und des schwedischen Zahnarztes Walter Green. Sie war ein schüchternes Kind, wie sie selbst sagt, geradezu  "pathologisch". Psychologen attestierten sogar eine Sozialphobie.

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Heute liebt sie den großen Auftritt: "Ich mag es, dramatisch und exzentrisch auszusehen," sagte sie in einem Interview.

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(Foto: Getty Images)

Im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung verriet sie nun: "Meine Mutter hat sich nach meiner Geburt zur Ruhe gesetzt. Ich habe diese Herkunft immer lieber geheim gehalten - es wäre zu einfach gewesen, mir von ihr alle Türen öffnen zu lassen. Als Tochter steht man sowieso ständig unter Verdacht, ungerechte Vorteile zu genießen. Meine Mutter selbst hat mich vor der Schauspielerei eher gewarnt." Trotzdem nahm Eva Green die Mutter als Vorbild: "Mich faszinierte ihre Arbeit so sehr, dass ich mir nichts anderes mehr vorstellen wollte."

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Trotz vererbtem Schauspielergen hat Green (hier mit ihren Kollegen Joseph Fiennes und Jamie Campbell) ihr Handwerk gelernt: In der französischen Hauptstadt studierte sie an der St. Paul Drama School, besuchte die renommierte Webber Douglas Academy of Dramatic Art in London, besuchte Kurse an der Tisch School of Arts in New York. Den Wandel von der grauen Maus zum leuchtenden Schwan begründet sie selbst damit, dass die Schauspielerei zu einer Therapie für sie wurde und ihr half, über ihre Schüchternheit hinwegzzukommen. In einem Interview gestand sie: "Es ist manchmal schon ganz schön, sich selbst für eine Zeit loszuwerden. Und in einen anderen Charakter zu schlüpfen. Dann ändert sich der Blickwinkel auf das Leben. Ganz andere Fragen tauchen plötzlich auf. Und neue Antworten. Das finde ich ziemlich spannend."

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(Foto: AFP)

"In Wahrheit", so Eva Green, "bin ich lächerlich harmlos und total schüchtern." Heute lebt die Französin in London. Auch wenn sie über ihre Wahlheimat spricht, gibt sie sich betont uneitel: "Das Lustige ist: In England haben um fünf Uhr nachmittags alle einen sitzen. Ich bin eher die Oma, die zu Hause bei ihrem Glas Wein hockt." Dafür begann ihre Karriere recht wenig omahaft ...

... mit sehr viel nackter Haut: 2003 spielte sie in Bernardo Bertoluccis Die Träumer (hier ein Szenenbild mit Michael Pitt und Louis Garrel), einem Film über das erotisch aufgeladene Studentenmilieu der 68er. Von Greens Scheu war damals nichts zu spüren: Sie drehte hemmungslose Nacktszenen. Dass sie dabei verrucht, aber nie billig wirkte, machte die Kritiker auf sie aufmerksam. Von nun an begann ihre steile Karriere.

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(Foto: Getty Images)

So spielte sie 2004 in Jean-Paul Salomés Arsène Lupin - der König unter den Dieben, der auf den Detektivromanen des französischen Autors Maurice Leblanc basierte. Green stellte in dem Kostümfilm die Geliebte des Meisterdiebes dar - eine Rolle, in der sie hübsch anzusehen war, die ihr Talent und ihre Vorliebe für das Abgründige jedoch noch nicht vollständig ausschöpfte. Immerhin konnte sie immer öfter auf dem roten Teppich schillern, und eifrig an der endgültigen Überwindung ihrer Sozialphobie arbeiten.

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Ein Jahr später glänzte sie an der Seite des Hollywoodschönlings Orlando Bloom in Königreich der Himmel. In Ridley Scotts opulentem Kreuzzugs-Historiendrama spielte sie, selbst immer mehr zu einer von Hollywoods Königinnen werdend, die Herrscherin Sibylla von Jerusalem. Unvergesslich war dabei ihr intensiver Blick - und der schwarze Kajal, der ihre hellen Augen so mystisch zum Leuchten brachte, wurde ihr Markenzeichen. Nichtsdestotrotz legte sie am Ende des Films ihre theatralische Maske aus Schminke ab, wirkte einmal mehr unvergleichlich zart und noch schöner. "Schönheit?", sagte sie der Süddeutschen Zeitung, "das ist doch alles nur Make-up."

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(Foto: obs/Pro Sieben)

2006 legte Eva Green sich mit einem der größten männlichen Egos der Filmgeschichte an und gab als Vesper Lynd in Casino Royale dem Womanizer James Bond contra. Ihre Verkörperung des ursprünglich ersten Bondgirls (der Film ist die Leinwandadaption des ersten Romans der 007-Serie) war legendär, wie auch die bissigen Dialoge der Protagonisten, die Fans bald auswendig aufsagen konnten. Dabei ließ Daniel Craigs Anblick die Frage offen, wer von den beiden hier eigentlich das Sexsymbol war. Im Gegenteil zu Craigs trainiertem und geairbrushtem Oberkörper wirkte Greens Aufzug beinahe züchtig. Munter spielte sie das Pingpong-Spiel zwischen offensiv und defensiv weiter ...

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(Foto: Getty Images)

... und wurde für ihre Rolle mit dem Orange Rising Star Award der BAFTA und dem Empire Award in der Kategorie Best Female Newcomer ausgezeichnet. Der Platz in Hollywoods oberer Liga war somit gesichert.

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(Foto: Getty Images)

Ob Hure oder Heilige: Eva Green wandelt stilsicher zwischen den vermeintlichen Frauenrollen und bricht damit überholte Weiblichkeitsklischees auf. In der Fantasyverfilmung Der goldene Kompass verkörperte sie die Hexe Serafina Pekkala und war erneut an der Seite von Daniel Craig zu sehen (hier bei der Premiere in London 2007). Hexe und Prinzessin, sagte Green in einem Interview, "das ist ein und dieselbe Rolle. Jede Frau hat doch beide Teile in sich. Ist nur die Frage, welche wann zum Tragen kommt." In die Rolle der Prinzessin schlüpfte sie ...

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(Foto: Sean Gallup)

... als Werbegesicht von Christian Dior (hier in einer märchenhaften Robe beim Mariinsky Ball of Montblanc White Nights Festival im Katharinenpalast von St. Petersburg 2010). "Cinderella Reloaded" wird das Motto der Kampagne zum Duft "Midnight Poison". In dem aufwändig produzierten Spot interpretierte sie das alte Märchen neu, und, wen wundert's, wieder einmal dunkel, geheimnisvoll, lasziv, und ohne eine Spur der Unschuld, die man noch von Disneys Aschenputtelversion kennt.

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(Foto: dpa)

Zum Image der guten Fee gehört natürlich auch ein Herz für Kinder. Green zeigte soziales Engagement, als sie 2009 für das Luxuxschreibgerät "Signature for Good" von Montblanc warb. Der Verkauf unterstützte die Kinderhilfsorganisation Unicef, das Unternehmen setzte sich eine PR-trächtige Summe in Millionenhöhe zum Ziel. Green war dafür das perfekte Werbegesicht, da sie Stil, Sex-Appeal, Qualität und diese unnahbare Anziehungskraft verkörpert, die auch der Hamburger Schreibwarenhersteller für seine Produkte proklamiert. Wäre Eva Green ein Füller, vielleicht wäre sie wirklich ein Montblanc?

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(Foto: AP)

Auch in ihrem neuesten TV-Auftritt bleibt sie ihrem Image treu: Ihre Vorliebe fürs Mystische und Mythische kann sie aufs Neue in der historischen Fantasy-Fernsehserie Camelot beweisen, die am 1. April US-Premiere feierte. Als Morgan le Fay schlüpft sie wieder einmal in eine Rolle, die sich zwischen gut und böse bewegt. Die Dunkelheit ziehe sie nun einmal an, wie sie im Interview verriet. Und sie steht ihr so gut.

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