Homophobie:Umstritten

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Der Auftritt des Rappers Mert beim Festival "Hip Hop bewegt"

Von Cindy Riechau, München

Einige Reaktionen im Netz fallen heftig aus. "Ihr macht die Szene kaputt mit so einem Dreck", urteilt eine Nutzerin über die Entscheidung der Veranstalter von "Hip Hop bewegt", den Rapper Mert zum Festival an diesem Samstag einzuladen. Was Mert bewege, sei nicht Musik, sondern Hass. Der Sänger ist offen homophob und bezeichnete auf seinem Youtube-Kanal, mit dem er mehr als 700 000 Abonnenten erreicht, Homosexualität jüngst als "unmenschlich". Sein Vermarkter Divimove hatte sich erst im März wegen derlei Äußerungen von Mert Eksi getrennt. Fast zur selben Zeit geriet außerdem die Jurorin der RTL-Castingshow "Deutschland sucht den Superstar", Shirin David, in die Schlagzeilen, nachdem sie, angeblich ahnungslos über dessen Einstellung, ein gemeinsames Video mit dem Rapper gepostet hatte.

"Süddeutschland erwartet ein fettes Open Air", versprechen die Veranstalter des Hip-Hop-Festivals in den Optimolwerken auf ihrer Homepage. Zu einer Stellungnahme über ihre umstrittene Musiker-Auswahl waren sie zum Zeitpunkt der Recherche nicht bereit. Während einige Fans dem Event entgegenfiebern und die Künstler "mega" finden, zeigen sich andere entsetzt: Wegen des Auftritts von Mert, schreibt jemand im Kommentar auf Facebook, würde er nicht einmal auf das Festival gehen, wenn er dafür Geld bekäme.

Dominik Krause von der Stadtratsfraktion Die Grünen/Rosa Liste bedauert, dass die Münchner Organisatoren "auf die Masche des Musikers hereinfallen. Durch seine Provokationen möchte Mert bekannter werden, niemand sollte das fördern". Da "Hip Hop bewegt" privat veranstaltet wird, sind der Stadt aber die Hände gebunden. Sofern niemand straffällig geworden sei, dürfe man nicht eingreifen und etwa Auftritte verbieten. Und die freie Meinungsäußerung ist ja immerhin in unserem Grundgesetz verankert - wie auch Mert nicht müde wird zu betonen. "Es ist absurd, dass er sich auf Grundrechte bezieht, aber im selben Atemzug selber gegen diese verstößt", kontert Krause. Die Rosa Liste werde aus Zeitgründen keine Kundgebung organisieren, und auch mit einem Boykott des Festivals von Seiten der Fans ist nicht zu rechnen. Die Karten für das Hip-Hop-Open-Air, bei dem auch Szene-Größen wie Bushido und Kollegah erwartet werden, sind trotz der kritischen Stimmen beinahe ausverkauft. Mit vier von fünf Sternen wird es auf Facebook bewertet. Ein Aufschrei sieht anders aus.

© SZ vom 02.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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