Großformat:Gegen den Krieg

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Die Deutsche Kinemathek hat G. W. Pabsts Filme "Westfront 1918" und "Kameradschaft" in Zusammenarbeit mit dem British Film Institute restauriert. Wir zeigen Archivbilder von den Dreharbeiten.

Von Susan Vahabzadeh

Georg Wilhelm Pabst war ein Querkopf, und als Deutschland und sein Kino sich zu Beginn der Dreißigerjahre von der Freiheit der Weimarer Republik verabschiedeten, machte er Filme, die dem entgegenstanden: über Gemeinschaft jenseits von Grenzen, über das Grauen des großen Krieges, der 1918, vor hundert Jahren, zu Ende gegangen war - man war 1930, als Pabst "Westfront 1918 - Vier von der Infanterie" drehte (Foto oben), noch nicht auf die Idee gekommen, Weltkriege zu nummerieren. Vier Figuren folgt "Westfront", sie sind noch einigermaßen heiter in den ersten Szenen, aber damit ist es bald vorbei. Drei der Hauptdarsteller, Gustav Diessl, Fritz Kampers und Claus Clausen (auf dem unteren Foto, von links), waren selber als Soldaten im Ersten Weltkrieg dabei gewesen - nur Hans-Joachim Moebis, dessen Figur im Film zuerst stirbt, war zu dieser Zeit noch ein Kind. Dieser Film, stand damals in der New York Times, sei das beste Argument gegen den Krieg; "ein Buch oder eine Rede wirken tot und kalt daneben".

Es ist wenig überraschend, dass "Westfront" von den Nationalsozialisten verboten wurde. Pabst, der erst nach Frankreich ging und dann vergeblich versuchte, in die USA zu gelangen, war nach Ende des Zweiten Weltkriegs einer der Ersten, die sich filmisch mit dem Dritten Reich auseinandersetzten - "Es geschah am 20. Juli" drehte er schon 1955.

Die Deutsche Kinemathek hat "Westfront" in Zusammenarbeit mit dem British Film Institute restauriert. Im Archiv in Berlin schlummern Bilder von den Dreharbeiten zu diesem und anderen Filmen - drei davon sind hier zu sehen (das mittlere zeigt Bauten bei der Nero-Film). Die neue "Westfront"-Fassung fußt auf jener, die die Deutsche Kinemathek schon 1988 gemacht hat - damals waren Szenen eingefügt worden, die aus einer ungekürzten Kopie aus dem staatlichen Filmarchiv der DDR stammten. Das British Film Institute hatte besseres Material, aber eine noch stärker gekürzte Fassung. Die Version, die Atlas-Film nun als DVD herausgebracht hat, führt diese Versionen zusammen, in einer viel besseren Bild- und Tonqualität. Das Team um Martin Koerber hat auch gleich noch einen zweiten Pabst-Film auf Vordermann gebracht, "Kameradschaft" von 1931 (auch als DVD bei Atlas-Film erschienen) - hier erzählte G. W. Pabst von einem Unglück, das sich 1906 tatsächlich zugetragen hatte und bei dem französische und deutsche Minenarbeiter ungewohnte Solidarität entwickeln.

© SZ vom 26.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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