Großformat:Fotoinspiration

Lesezeit: 2 min

Der Schauspieler Josef "Sepp" Bierbichler hat seinen Roman "Mittelreich" unter dem Titel "Zwei Herren im Anzug" selbst verfilmt. Für die Kinoversion hat er sich von alten Fotos inspirieren lassen.

Von David Steinitz

Hier ist Sepp.

Das eine ist ein Foto aus einer alten Fotokiste mit mir unbekannten Leuten auf einem zugefrorenen See mit Anlegesteg, wie es sie in dieser Form an jedem Ort am Starnberger See gibt. Das andere ist ein Bild an einem See im Sommer. Das ältere Sommer-Foto ist meines Erachtens kurz vor dem Ersten Weltkrieg entstanden. Das mit Eis dürfte aus den Fünfzigern sein, als es in Deutschlande noch zugefrorene Gewässer gab. Die Fotos und noch einige andere dienten als Inspiration für Bilder, die abgewandelt im Film vorkommen. Das Eis im Film musste bereits künstlich mit VfX-Methode hergestellt werden, weil es nirgends mehr Eis gibt auf unsern Seen. So erzählt der Film auch was über den Klimawandel.

1 / 3
(Foto: N/A)

Die Menschen und Orte auf den Bildern sind Josef Bierbichler unbekannt. Bei dieser Aufnahme handelt es sich wahrscheinlich um eine Fotografie von vor dem Ersten Weltkrieg.

2 / 3
(Foto: N/A)

Diese Aufnahme zeigt einen zugefrorenen See, vermutlich entstanden in den Fünfzigern.

3 / 3
(Foto: N/A)

Bierbichlers Notizen für die Verfilmung seines Romans: "Unbedingt Pankratz auf dem Balkon mit Blick auf den See. Dort entsteht sein Versagen seinen Sehnsüchten gegenüber."

Der Schauspieler Josef Bierbichler, Jahrgang 1948, wuchs in einer Wirtsfamilie in Ambach am Starnberger See auf. Von dieser Herkunft hat er in seinem Roman "Mittelreich" (2011) erzählt. Der ist zwar keine Autobiografie - "das interessiert mich nicht!", sagt Bierbichler, - aber natürlich deutlich von den Erlebnissen des Autors geprägt. Es ist die Geschichte einer Seewirtsfamilie über drei Generationen hinweg, fast ein ganzes Jahrhundert, und damit auch eine bayerische und deutsche Geschichte vom Ersten Weltkrieg bis heute. Denn, so der Autor, "das ist doch das Naheliegende überhaupt: jeder setzt sich zuerst einmal mit dem auseinander, was ihn unmittelbar betrifft. Das Material, bei dem ich mich bedienen hab können, kommt natürlich aus dem Raum, den ich kenne, in dem ich aufgewachsen bin. Aber die Figuren sind zusammengebaut aus verschiedensten Personen und Ereignissen.

An eine mögliche Verfilmung habe er während des Schreibens nie gedacht, aber als der Filmproduzent Stefan Arndt ihn schließlich darauf ansprach, sei für ihn klar gewesen, dass er das selber machen will, als Drehbuchautor, Regisseur und Hauptdarsteller. Weil er nicht das komplette Buch adaptiert hat, entschied er sich, den Titel zu ändern. Das Ergebnis heißt "Zwei Herren im Anzug" und startet am 22. März in den deutschen Kinos.

Die Rahmenhandlung spielt im Spätsommer des Jahres 1984, wo sich im Tanzsaal eines Gasthauses am See der amtierende Wirt Pankratz (Bierbichler) und sein 35-jähriger Sohn Semi (Bierbichlers Sohn Simon Donatz) unterhalten. Die beiden haben sich komplett entfremdet, aber nun, nach dem Tod der Mutter, nach dem Leichenschmaus und der Abreise der Trauergäste, müssen sie sich zum ersten Mal wieder miteinander auseinandersetzen. Und so erzählt der Alte dem Jungen in Rückblenden die turbulente Familiengeschichte, von den beiden großen Kriegen, dem ersten Traktor und dem Wirtschaftswunder bis hin zu den Studentenunruhen der Sechzigerjahre.

© SZ vom 10.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: