Filmstarts der Woche:Welche Kinofilme sich lohnen und welche nicht

In "Das Ende ist erst der Anfang" verteidigen traurige Gestalten einen Rest Menschlichkeit. Und "Keeper" ist ein hervorragender Film über das Teenager-Sein.

Von den SZ-Kinokritikern

Berlin Rebel High School

1 / 10
(Foto: Neue Visionen Filmverleih)

Statt Drill und Druck lieber Freiheit und Selbstbestimmung. Die 1973 gegründete Berliner "Schule für Erwachsenenbildung" eröffnet den Gescheiterten der Regelschule einen alternativen Weg zum Abitur. Alexander Kleider, selbst Absolvent, hat sechs Schüler und ihre engagierten Lehrer begleitet. Zwischen Spät-Achtundsechziger- und Neopunk-Flair zeigt er eine Oase der Individualität.

Denk ich an Deutschland in der Nacht

2 / 10
(Foto: Rapid Eye Movies)

Was hat Techno mit Astrophysik und Religion zu tun? Das Heine-Zitat des Titels deutet es schon an: Romuald Karmakars Doku über die deutsche Technokultur will kein Erklärfilm sein, sondern filmischer Bewusstseinsstrom: in langen, kontemplativen Einstellungen reiht er Studioalltag, flackernde Club-Aufnahmen und ausufernde, bisweilen philosophische Monologe von fünf DJs (u. a. Ricardo Villalobos, Roman Flügel) aneinander. Eine Suchbewegung, die dem Zuschauer eigene Beobachtungen abverlangt.

Das Ende ist erst der Anfang

3 / 10
(Foto: dpa)

Die Welt endet nicht mit einem Knall, sondern einem Wimmern, schrieb T. S. Eliot. Ein solches Wimmern klingt an in diesem gefühlt postapokalyptischen Western des belgischen Regisseurs Bouli Lanners. Traurige, düstere und naive Gestalten durchstreifen darin ein verregnetes plattes Land und müssen Reste von Menschlichkeit gegen eine brutale Bande verteidigen. Ein grau-poetischer Film mit Max von Sydow in einer Nebenrolle als freundlicher Bestattungsunternehmer.

Fahr ma obi am Wasser

4 / 10
(Foto: oh)

Die Quellen des Lebens führen nach Tirol ins Hinterautal. Dort entspringt die Lebensader Münchens, so formuliert es zumindest Walter Steffen in seinem Isar-Flussporträt, das von vergangenen Zeiten erzählt, forschen Flößern und feschen Damen im Dirndl. Zu Worte kommen Fremdenverkehrsleute, Bierbrauer und Museumsmenschen, die allerlei Positives berichten können, über die Isar und über sich selbst. Eine Dauerwerbesendung für einen Fluss, der so viel warme Worte gar nicht nötig hat.

Fünf Sterne

5 / 10
(Foto: Salzgeber & Co. Medien GmbH)

Vier Wochen, ein Zimmer in einem Luxushotel an der Ostsee: Annekatrin Hendel filmt ihre Freundin, die Künstlerin Ines Rastig. Die Intimität, die in dem Hotelzimmer entsteht, ist kaum auszuhalten. Rastig ist todkrank und das Leben, auf das sie zurückblickt, kaputt. Sie flüchtet sich ins Internet, veröffentlicht dort kunstvolle Fotografien und verliebt sich. Es ist eine eigenwillige Frau, der "Fünf Sterne" ein eigenwilliges Denkmal setzt. Beide werden in Erinnerung bleiben.

Keeper

6 / 10
(Foto: Happiness Distribution)

Ein Teenie-Pärchen, beide fünfzehn - dann wird sie ungewollt schwanger. Kacey Mottet Klein und Galatéa Bellugi, beide toll, geben alles in Guillaume Senez' hervorragendem Film. Der zeigt weniger das Thema der Teenieschwangerschaft, sondern, was es heißt, fünfzehn zu sein: Etwas sein zu wollen, was man nicht lange aufrechthalten kann - in einer einzigen Kamerabewegung kann eine Stimmung radikal umschlagen.

King Arthur: Legend of the Sword

7 / 10
(Foto: Warner)

Guy Ritchies "King Arthur: Legend of the Sword" belebt die Sage um Camelot und Excalibur wieder als eine Mischung aus Fantasydrama und elaboriertem Musikvideo. Als von Game of Thrones traumatisierte Generation erwartet man angesichts dieser Kombi ständig, dass jemand vergewaltigt oder einer der Hauptcharaktere grausam ermordet wird und zittert die ganze Zeit vor Furcht. Schämen Sie sich denn wenigstens, George R. R. Martin? Wenigstens ein bisschen?

Rückkehr nach Montauk

8 / 10
(Foto: Verleih)

Der alternde Schriftsteller Max Zorn (Stellan Skarsgård) kann sich bei einem New-York-Trip nicht zwischen zwei bis drei Frauen (darunter Nina Hoss und Susanne Wolff) entscheiden. Betont mondän verhandeln die Figuren ihre Probleme an der Atlantikküste. Volker Schlöndorff kehrt mit dem von der Erzählung "Montauk" inspirierten Film zu Max Frischs Werk zurück. Die ganz großen Fragen nach dem, was hätte sein können, nach dem richtigen Leben und der verlorenen Zeit, verhandelt er einfacher, als man es für möglich gehalten hätte.

Ein Tag wie kein anderer

9 / 10
(Foto: Black sheep film productions/Vered Adir)

Ihr Sohn ist gerade gestorben, jetzt heißt es zurückzukehren in den israelischen Alltag. Vater Eyal schafft es noch nicht ins Büro, lieber raucht er Joints mit dem Nachbarssohn. Mutter Vicky (großartig: Evgenia Dodina) geht zum Zahnarzt und unterrichtet als Grundschullehrerin. Asaph Polonsky mäandert zwischen Slapstick und tiefem Schmerz (wobei man über den Sohn nichts erfährt, noch nicht einmal die Todesursache). Über der nicht gerade neuen Idee des kiffenden Papas vernachlässigt er die geniale Mutter.

Überflieger

10 / 10
(Foto: dpa)

Ein verwaister Spatz wird von einer Storchenfamilie adoptiert, beim herbstlichen Abflug Richtung Afrika aber leider zurückgelassen. So beginnt ein pfiffiges Roadmovie mit Wellensittich, Zwergeule und eingebildetem Freund. Dabei wirkt auch der Film von Toby Genkel und Reza Memaris wie ein europäischer Spatz im Storchennest Hollywoods: Er hat viel Herz, Charme und Mut, kann aber visuell nicht ganz mit den Großen mithalten.

© SZ vom 11.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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