Film:Hallo Zwillingsschwester!

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Gibt es ein Copyright darauf, Jennifer Lawrence zu sein? Eine perfekte Doppelgängerin in dem Thriller "Girl on the Train"wirft Fragen auf.

Von Tobias Kniebe

Manchmal kommt es ja vor, dass man bei den Anfangstiteln eines Films nicht richtig aufpasst. Hatten wir bei "Girl on the Train" (Rezension folgt) tatsächlich übersehen, dass Jennifer Lawrence mitspielt? Dagegen sprach, dass Lawrence ein viel zu großer Star ist. Völlig ausgeschlossen war es aber nicht, denn sie arbeitet relativ viel, da kann man schon mal was übersehen.

Und so war es wohl. Denn diese gelangweilte Vorstadt-Gattin mit der wallenden blonden Haarmähne, den graugrünen Augen, den ebenmäßigen Gesichtszügen und sinnlichen Lippen, das konnte niemand anders sein! Dazu die aufgeraute Stimme und die hochgefährliche Vamp-Ausstrahlung - bald waren alle Zweifel verflogen. Nach einer Weile aber verschwand die Figur aus dem Film, und so brachte erst der Abspann das Aufwachen aus der perfekten Illusion: Tatsächlich hatten wir einer Schauspielerin namens Haley Bennett bei der Arbeit zugesehen, und ihre klare Arbeitsanweisung war es offensichtlich, eine perfekte Jennifer-Lawrence-Imitation abzuliefern. Das ist neu im Kino, wirklich krass in der Ausführung - und es wirft im Grunde sogar Fragen nach Preisdumping und Copyright auf: Gibt es jetzt bald für jeden Superstar einen Ersatz, der nur ein Zehntel kostet?

Fairerweise muss man dazusagen, dass Haley Bennett seit 2007 als Schauspielerin arbeitet und selbst auf einem guten Karriereweg ist - in "Hardcore Henry" war sie dabei, und derzeit ist sie auch in "Die glorreichen Sieben" zu sehen. Bisher wurde ihre Ähnlichkeit mit Jennifer Lawrence aber nicht in dieser Weise ausgebeutet.

Jetzt, da die Sache nicht länger zu leugnen ist, warten wir allerdings auch auf die entsprechenden Filmideen. Wie wär's mit einer Topagentin, die nur dank ihrer Zwillingsschwester die unmöglichsten Missionen bewältigen kann? Das gäbe einen Doppelauftritt im Finale, dessen kombinierter Vamp-Faktor wirklich alle Sicherungen durchbrennen ließe.

© SZ vom 27.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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