Film:Amerikanisches Über-Ich

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Johnny Depp persifliert Donald Trump. Vorlage der Doku-Fiktion ist dessen Autobiografie "Die Kunst des Handelns". Und als Hauptfigur darf der Wahlkämpfer zuweilen sogar selbst ins Geschehen eingreifen.

Von Philipp Bovermann

Wenn sich jemand auf einen Vornamen und einen Artikel reduzieren lässt, dann ist er auf dem Weg zur Actionfigur. So auch "The Donald" Trump. Zur Actionfigur gehört ein Film, und auch den hat der amerikanische Präsidentschaftsbewerber nun bekommen, wenn auch nicht freiwillig.

Die Unterhaltungsseite "Funny or Die" veröffentlichte am Mittwoch einen 50 Minuten langen Film, Titel: "The Art of the Deal" (Die Kunst des Handelns). Das ist auch der Titel von Trumps echter Autobiografie, einem Buch aus den Achtzigern. Der Film gibt aber nur vor, eine Verfilmung des an Selbstbeweihräucherung nicht armen Werkes zu sein. Tatsächlich ist es eine Satire auf die Taktik, mit der sich "The Trump" zur Marke machte und im Gespräch hält - laut, unangenehm, egozentrisch. Johnny Depp, Spezialist für Exzentriker aller Art, spielt Trump.

In "The Art of the Deal" parodiert Johnny Depp (Mitte, mit blonder Perücke) den US-Präsidentschaftskandidaten Donald Trump. (Foto: AP)

Spätestens seit Trumps Wrestling-Auftritten und seiner Reality TV-Serie "The Apprentice", wo er nie auftritt, ohne seinen bekanntesten Satz "You're fired!" zu sagen, spielt er in den USA zumindest seiner eigenen Meinung nach eine öffentliche Rolle. Welche Rolle? Völlig egal. Hauptsache eine laute, am liebsten die Hauptrolle! Oder wie die Figur Trump es im Film formuliert: "Das Einzige, was zählt, bist du. Und mit du meine ich mich!"

Trumps Ego spiegelt sich in der Art, wie der Film erzählt ist. Trump ist Hauptfigur, zugleich greift er als Regisseur ins Geschehen ein, seine Worte und Denkweisen sprechen aus sämtlichen Nebenfiguren. Sogar den Soundtrack, tatsächlich von Kenny Logins komponiert, will seine Figur im Film selbst geschrieben haben. Diese ständigen Ebenenwechsel ergeben ein Film-Ungeheuer im Glanz gewollt billiger Effekte. Das funktioniert gut als Porträt eines machtbesessenen Egomanen, der seine Umgebung schamlos für seine Zwecke assimiliert. Was glaubwürdig scheint. Der echte Trump zitiert am liebsten schließlich auch sich selbst.

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