Fälschungsskandal in China:Bilder kommen, Bilder gehen

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  • Der Chefbibliothekar der Kunstakademie Guangzhou hat 140 Bilder von chinesischen Großmeistern gestohlen, die in einer Galerie hingen, für die er zuständig war.
  • Damit der Kunstraub nicht aufflog, ersetzte er die gestohlenen Originale durch Fälschungen, die er selbst angefertigt hatte.

Kulante Serviceleistungen machen sich oft bezahlt - der Kunde dankt mit Treue. Doch eine Gemäldegalerie nach den Prinzipien einer Leihbibliothek zu betreiben, empfiehlt sich offenbar nicht. Denn dann kann das passieren, was sich über Jahre in der chinesischen Millionenstadt Guangzhou zugetragen hat: der ständige Austausch der Originale durch Nachbildungen.

Als Oberfälscher entpuppte sich Xiao Yuan, Chefbibliothekar der Kunstakademie Guangzhou. Zwei Jahre lang habe er mehr als 140 Gemälde aus einer Galerie in der Universitätsbibliothek gestohlen, meldet die amerikanische Nachrichtenagentur AP. Der Clou: Damit nicht auffiel, dass die gestohlenen Bilder fehlten, ersetzte sie Yuan durch Kopien, die er selbst angefertigt hatte.

Der 57-Jährige steht wegen seiner Taten nun vor Gericht. In dem Bericht heißt es weiter, er zeige sich reuig und habe alle Vorwürfe eingeräumt.

Zu seiner Verteidigung habe er vorgebracht, dass er unmittelbar nach seinem Dienstantritt im Jahr 2004 festgestellt habe, dass in der Galerie bereits Fälschungen gehangen hätten. Dadurch sei er auf den Gedanken gekommen, weitere Originale durch eigene Nachbildungen zu ersetzen. Mit großem Erstaunen habe er in der Folge allerdings feststellen müssen, dass seine Fälschungen wiederum durch andere Nachahmungen ausgetauscht worden seien. "Ich merkte, dass jemand anders meine Bilder kopiert haben musste, weil ich auf den ersten Blick erkennen konte, wie schlecht die neuen Gemälde waren."

Er wisse nicht, wer seine Fälschungen mit eigenen Arbeiten ausgetauscht habe, sagte Xiao dem Gericht. Das sei schwer zu ermitteln, denn Schüler und Dozenten hätten die Bilder genauso ausleihen können wie die Bücher der Bibliothek.

Großmeister des 17. und 20. Jahrhunderts

125 der gestohlenen Bilder habe Xiao zwischen 2004 und 2011 auf Auktionen für insgesamt 34 Millionen Yuan (5,5 Millionen Euro) verkauft. Mit dem Geld habe er Wohnungen und andere Bilder erworben. Der Wert weiterer 18 Bilder in Xiaos Besitz belaufe sich auf über 70 Millionen Yuan (10,1 Millionen Euro).

Unter den gestohlenen Arbeiten sind nach den Gerichtsunterlagen Werke von Großmeistern des 20. Jahrhunderts wie Qi Baishi und Zhang Daqian sowie das Gemälde "Stein und Vögel" des bekannten Kalligraphen Zhu Da aus dem 17. Jahrhundert.

Xiao hörte mit seinen Diebstählen auf, als die Gemälde in eine andere Galerie umzogen, blieb aber bis 2010 Chefbibliothekar. Seine Taten kamen ans Licht, als ein Mitarbeiter die Diebstähle bemerkt habe, so AP.

Das Urteil steht noch aus.

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