"Die Idee der Bibliothek und ihre Zukunft" von Michael Knoche:Viele Besucher, viel Selbstzerknirschung

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Michael Knoche fragt, wozu es im Google-Zeitalter noch Bibliotheken braucht.

Von Stephan Speicher

Bibliotheken sind höchst erfolgreiche Einrichtungen. Im Jahr 2015 hatten sie in Deutschland 220 Millionen Besuche, in den Lesesälen findet man oft keinen freien Arbeitsplatz mehr. Spektakuläre Neubauten sind eröffnet worden, die Bibliothek ist eine Gestaltungsaufgabe, die Architekten animiert. Und doch stimmt etwas nicht. In der Bibliothek des Goethe-Instituts Bratislava kann man Nähmaschinen ausleihen und Spielzeug für den Kindergeburtstag; im zentralen Library and Learning Center der Wirtschaftsuniversität Wien, einem Bau von Zaha Hadid, sind die Bücher ins Untergeschoss verbannt worden, ein Schild erklärt dem Unerfahrenen, womit er zu rechnen hat: "Books". Die Bibliotheken sind sich nicht mehr sicher, was sie sind und sein sollen, selbst Bibliothekare sind vom Buchverdruss angesteckt: endlich sei der "Gutenberg-Terror" gebrochen. Und der Chef der Bibliothek der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich erklärte: "Jetzt ist das Internet da. Wer Inhalte sucht, braucht keine Bibliothek mehr." Tage später stellte die Hochschulleitung die Dinge aus ihrer Sicht richtig, aber das fatale Wort war gefallen.

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