Cyber-Kriminalität:Vorsicht! Teddy hört mit

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Die Daten, die die "Cloud Pets" erfassten, lagen ungesichert im Netz. (Foto: cloudpets)

Weil Kinderspielzeuge immer öfter mit dem Internet verbunden sind und als Spionage-Software missbraucht werden können, ermahnt das FBI Eltern zur Vorsicht. Es empfiehlt einen Sicherheitscheck im Kinderzimmer.

Von Bernd Graff

Digitalisierung und Vernetzung machen, wie kann es auch anders sein, nicht vor klassischem Spielzeug halt. Klar, dass Computer, Tablets und Konsolen der Kleinen ständig im Netz sind. Aber jetzt eben auch Puppen, Teddybären, Kuscheltiere, die sogenannten "Cloud Pets" der Allerjüngsten. Diese Geräte sind Teile des Internet of Things, sie können Sprachnachrichten abspielen und aufnehmen und ermöglichen etwa entfernt wohnenden Großeltern, die Enkel mit Herzensgrüßen und Dönnekens von Annodunnemals zu bespaßen. Ein Teddybär etwa wird damit beworben, dass ein Soldat im Auslandseinsatz dem Nachwuchs daheim seinen Bericht zur Lage aufspricht, worauf das Kind vor Seligkeit den Bären kuschelt. Doch diese smarten Spielsachen sind faktisch Spionage-Artikel, die Bundesnetzagentur spricht von "versteckt sendefähigen Anlagen", die Sensoren, Mikrofone, Kameras, Datenspeicherkomponenten und andere vernetzte Multimediafunktionen wie GPS und Spracherkennung auf Dauerempfang wie -Sendung halten. Es sind also intelligente Lauscher im Kinderzimmer, die - nach Vorbild der deutschen Netzagentur - jetzt auch das amerikanische FBI auf den Plan gerufen haben.

Das Büro spricht in einer jetzt veröffentlichten Warnung an die Eltern davon, dass das Hightech-Spielzeug so ungesichert im Netz unterwegs sei, dass es jederzeit gehackt werden könne, um sowohl Video- wie Audio-Aufzeichnungen von den lieben Kleinen zu machen, sie mit Unflat zu konfrontieren oder sie zu schikanieren, zu Unfug anzustiften oder gleich deren Identitäten zu rauben. Das sind schwere Verbrechen. Darum sieht sich das FBI genötigt, die Eltern auch an ihre digitale Verantwortung zu erinnern. Sie sollen die Geräte auch mal ausschalten, überwachen, was die Brut mit ihnen so tut und bespricht, Sicherheits-Updates für die Spielzeuge installieren, nachforschen, wo und mit welchen Verschlüsselungsalgorithmen die aufgezeichneten Daten von den Herstellern gespeichert werden und wie sie in dieser Hinsicht beleumundet sind. Viel Aufwand gewiss, eine Nichtanschaffung der knuffigen Spione kommt billiger und einfacher.

Dass das FBI eine solche Warnung nun erstmals ausgesprochen hat, ist indes äußerst bemerkenswert. Offenbar müssen die genannten Sicherheitslücken im Smartzeug wirklich gravierend sein. Andererseits: Welche Wette würde man eigentlich darauf eingehen, dass alle Eltern fortan die FBI-Empfehlungen zum Spielzeugkauf sorgfältig studieren?

© SZ vom 21.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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