Bildende Kunst:Mehr als Malersknechte

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Der Künstlerverband Neue Gruppe wird 70 und feiert im Lenbachhaus

Von Sabine Reithmaier, München

Der exakte Tag, an dem sich die Neue Gruppe formierte, ist unbekannt. Eine Urkunde, welche die Gründung des Künstlerverbands bestätigt, existiert nämlich nicht. Am 9. April 1946 informierte die Süddeutsche Zeitung jedenfalls ihre Leser mit der zugegeben etwas vagen Datierung "in diesen Tagen" über die Gründung eines Verbands, den die Maler Rudolf Schlichter und Adolf Hartmann leiteten. Aktenkundig ist auf jeden Fall die erste Ausstellung, die am 26. Juni 1947 im Lenbachhaus eröffnet wurde. Grund genug also, den Festakt zum 70-jährigen Bestehen der knapp 80 Mitglieder umfassenden Gruppe jetzt ebenfalls dort abzuhalten.

Das eigentliche Stammhaus der Neuen Gruppe war aber von 1949 an das Haus der Kunst. Dort hatten die drei Künstlerverbände - Münchener Secession, Neue Münchner Künstlergenossenschaft und eben die Neue Gruppe - einen Verein mit dem seltsamen Namen "Ausstellungsleitung der Großen Kunstausstellung im Haus der Kunst München" (GKA) ins Leben gerufen und sich selbst damit wieder eine Präsentationsplattform geschaffen, letztlich eine Anknüpfung an die Tradition der "Großen Kunstausstellungen" im 1931 abgebrannten Glaspalast.

Auch die "Große Kunstausstellung" im Haus der Kunst fand jahrzehntelang deutschlandweit Beachtung, nicht erstaunlich angesichts der großen Namen, die der Gruppe angehörten. Andreas Kühne hat sich die Mühe gemacht, für die Festschrift die Unterlagen zu sichten und die hochinteressante Geschichte des Verbands in einem sehr lesenswerten Aufsatz aufzuarbeiten. Am 1. Januar 1949 teilte etwa Schlichter als Vorsitzender George Grosz mit: "Wir haben von Hofer über Baumeister, Mataré ... bis Dix alle namhaften Malersknechte in unserem Verein. Ist natürlich ein dolles Sammelsurium heterogenster Individuen, aber aus kulturpolitischen Gründen durchaus geboten." Grosz nahm die ihm angetragene Ehrenmitgliedschaft an.

Doch mit den Jahren schwand die Bedeutung der Ausstellungen, auch deshalb, weil die Gruppen in ihrer Traditionen erstarrten. 2011 kam es zu turbulenten Debatten, als der neue Hausherr Okwui Enwezor auf Veränderungen pochte. 2012 wandelte sich die GKA in den "Künstlerverbund im Haus der Kunst München". Seither findet die Große Kunstausstellung nur alle zwei Jahre statt. "Dort sind nur einzelne Mitglieder vertreten, nie die ganze Gruppe", sagt Präsidentin Hilde Seyboth mit der Erfahrung von mittlerweile zwei Biennalen.

Sie bemüht sich derzeit um neue Ausstellungsmöglichkeiten. "Wir bewerben uns gerade überall." Angefragt ist das Buchheim-Museum genauso wie die Oberste Baubehörde. Im Idealfall gelingt es, eine Lokalität zu finden, in der alljährlich ausgestellt werden kann. "Das würde die Kontinuität sichern", sagt Seyboth. Auch wenn die Suche schwierig sei: "Die Hoffnung geben wir nicht auf."

70 Jahre Künstlerverband Neue Gruppe , Festakt am Dienstag, 6. Dezember, 18 Uhr, Lenbachhaus

© SZ vom 06.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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