Berlinale 2016:Goldener Ehrenbär für Michael Ballhaus

Michael Ballhaus

Rainer Werner Fassbinder überließ am liebsten ihm die Kameraführung: Michael Ballhaus.

(Foto: dpa)
  • Der deutsche Kameramann Michael Ballhaus bekommt bei der Berlinale 2016 den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk.
  • Ballhaus war Stammkameramann von Rainer Werner Fassbinder, später drehte er mit Größen wie Francis Ford Coppola und Martin Scorsese.
  • Berlinale-Direktor Dieter Kosslick lobte den 80-Jährigen als "kongenialen Partner" seiner Regisseure.

Berlinale-Jury ehrt Michael Ballhaus mit dem Goldenen Ehrenbären

Wenn ein deutscher Kameramann einen Filmpreis erhält, ist das amerikanischen Medien normalerweise keine Meldung wert. Im Fall von Michael Ballhaus ist das anders. Der Deutsche ist selbst ein Star: Er war der Lieblingskameramann von Rainer Werner Fassbinder, drehte mit Francis Ford Coppola und Martin Scorsese. Und so berichtet das Branchenblatt The Hollywood Reporter nun darüber, dass Ballhaus bei der Berlinale 2016 den Goldenen Ehrenbären für sein Lebenswerk erhalten wird. Einen der wichtigsten Filmpreise überhaupt.

"Wir ehren Michael Ballhaus als einen Kameramann, der seinen Regisseuren ein kongenialer Partner war und dessen Oeuvre einzigartig ist", begründete Berlinale-Direktor Dieter Kosslick die Entscheidung. Zu Ehren des 80-Jährigen wird bei der Verleihung am 18. Februar in Berlin "Gangs of New York" gezeigt. Der Film mit Leonardo DiCaprio in der Hauptrolle - Regie: Martin Scorsese - brachte Ballhaus 2003 eine Oscar-Nominierung ein.

Stationen seiner Karriere

Ballhaus wurde 1935 als Sohn zweier Theaterschauspieler in Berlin geboren. Als 20-Jähriger beobachtet er die Dreharbeiten zum Film "Lola Montez" und beschließt, selbst Kamermann zu werden. Weil es in den Fünfzigerjahren keine entsprechende Ausbildung gibt, lernt Ballhaus stattdessen den Beruf des Fotografen. Über eine Kameraassistenz beim damaligen Südwestfunk kommt er zum Fernsehen, arbeitet sich schnell zum Chefkameramann hoch.

Ballhaus dreht zwei Kinofilme - und begegnet Ende der Sechzigerjahre dem aufstrebenden Rainer Werner Fassbinder. Es ist der Beginn einer Zusammenarbeit, die 15 Filme hervorbringt und beide Männer über die Grenzen Deutschlands hinaus bekannt macht.

Hollywood wird auf Ballhaus aufmerksam. Martin Scorsese macht ihn zu seinem "Director of Photography" (u.a. "Die Zeit nach Mitternacht", 1985, "Die Farbe des Geldes", 1986, "Good Fellas", 1990, "Departed", 2006). Aber auch Francis Ford Coppola ("Bram Stoker's Dracula", 1990), Robert Redford und Wolfgang Petersen vertrauen ihm die Bildregie an, Redford und Petersen gleich mehrmals. Mit Volker Schlöndorff verfilmt Ballhaus 1985 "Tod eines Handlungsreisenden".

Auf drei Oscar-Nominierungen bringt es der deutsche Kameramann (neben "Gangs of New York" für "Nachrichtenfieber", 1987, und "Die fabelhaften Baker Boys", 1989). Einen Goldjungen gewinnen kann Ballhaus zwar nicht - dafür erhält er 2007 als erster Deutscher den Preis für sein Lebenswerk der "American Society of Cinematographers", der amerikanischen Vereinigung der Kameraleute.

Abgeklärter Star

Seinen letzten Preis, eine Ehrenauszeichnung der Freien Akademie der Künste Hamburg, konnte Ballhaus krankheitsbedingt nicht persönlich annehmen. Bleibt zu hoffen, dass das im Februar in Berlin anders sein wird. Nicht zuletzt, weil der 80-Jährige eine Dankesrede verspricht, die über eine Aufzählung von Namen hinausgeht. Über Rainer Werner Fassbinder schreibt Ballhaus in seiner Biografie "Bilder im Kopf":

"Ich habe fünfzehn Filme mit Rainer Werner Fassbinder gedreht, aber in der Familie, deren Patriarch er war, im Kreis der Menschen, die er um sich versammelte und die er zu beherrschen versuchte, im Leben wie im Film: In dieser Familie war ich ein Fremder, bestenfalls ein Gast. Ich hatte ein Frau, ich hatte Kinder, ich wollte nicht nebenbei mit Fassbinder verheiratet sein."

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