Ausstellung:Die Emanzipation der Kleiderschränke

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Weiße Garderobe trifft auf eine Holzornament-Orgie: Das Metropolitan Museum vollzieht die Lebenswege zweier Frauen nach - anhand ihrer Möbel.

Von Peter Richter

Sara Berman trug am Ende ihres Lebens ausschließlich Weiß. Weiße Hosen, weiße Blusen, weiße Mäntel. Auch die meisten ihrer Schuhe waren weiß, oder zumindest von einem ins Milchfarbene spielenden Beige. Die Dame war 1920 in dem weißrussischen Dorf Lenin geboren worden, und hatte da in einer kleinen Hütte gelebt. 1932 war sie mit ihrer Familie nach Tel Aviv übergesiedelt, wiederum in eine Hütte, nur diesmal am Meer. 1954 war sie dann mit ihrem Ehemann und zwei Töchtern nach New York gekommen und hatte zunächst in der Bronx gewohnt, in einem Apartment mit Schwimmbad. Nach 38 Jahren Ehe hatte sich Berman schließlich scheiden lassen und bis zu ihrem Tod 2004 in einer kleinen, ebenfalls komplett weiß eingerichteten Einzimmerwohnung im West Village gelebt. Warum sie ausschließlich Weiß trug? Ihre Tochter und ihr Enkel schreiben: "Wir wissen es wirklich nicht. Vielleicht hatte es etwas mit dem Leben am Mittelmeer zu tun, mit der Frische weißer Wäsche und der Klarheit des Lichts. Sie liebte Hering. Aber das ist nur eine Nebensächlichkeit."

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