Ausstellung:Der Erotomane als Heilsbringer

Lesezeit: 3 min

Fast 100 Jahre nach seinem Tod ist das zeichnerische Werk von Egon Schiele wieder einmal in der Albertina in Wien zu genießen. Als Maler war er groß, als Zeichner aber fast noch bedeutender.

Von Almuth Spiegler

Der 100. Todestag Egon Schieles, der 2018 begangen wird, wirft seine Schatten voraus: Dem biografischen Künstlerfilm "Tod und Mädchen" folgt jetzt die große Ausstellung von Schieles zeichnerischem Werk in der Wiener Albertina, die ihren Kernbestand mit rund 200 Blättern und 13 Skizzenbüchern auch nicht jedes Jahr zeigt, sondern nur einmal im Jahrzehnt etwa, zuletzt 2005/06. Das ist jedes Mal ein Ereignis. Schiele ist zwar auch als Maler groß gewesen, als Zeichner aber zählt er sicher zu den bedeutendsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Gottfried Helnwein, der Maler, bezeichnete Schiele in seiner ehrfürchtigen Eröffnungsrede zur Ausstellung gar als "Archetyp des modernen Künstlers" an sich, als Provokateur, als Outsider. Und tatsächlich muss gesagt werden: Schieles Leben und Werk nahmen vieles vorweg, was die Achtundsechziger-Künstlergeneration ausreizte. Angefangen vom Künstler als Messias, als Heilsbringer über den Anti-Materialismus, den Pazifismus, die tabuisierte (kindliche) Sexualität, bis hin zum Rollenspiel, zur Selbstinszenierung, letztendlich zur Performance.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: