Atelier für Erwachsene:Kunst verzehren

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In demokratischen Unternehmen sollen alle die volle Verantwortung tragen - das sei nicht einfach für Mitarbeiter und ehemalige Chefs, sagt Andreas Zeuch. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Städtische Galerie im Lenbachhaus lockt mit neuen Angeboten zur Vermittlung

Von Barbara Hordych

Mit Kinderaugen der Welt zu begegnen, ist ein häufig geäußerter Wunsch vieler Kreativer. Weil die Jüngsten sich noch unbefangen ihrem Umfeld nähern, stoßen sie spielend leicht auf Dinge, an die Erwachsene sich oft nicht mehr herantrauen. Eine Erfahrung, die an jedem Sonntag im Lenbachhaus gemacht werden kann, wenn im offenen "Atelier für experimentelle Aktionen" drei Künstlerinnen ausnahmslos Kinder und Jugendliche dabei unterstützen, ihre ganz persönlichen Eindrücke von einer Entdeckungstour durch das Haus in eigenen Werken zu gestalten: mit Malerei, mit Fotos, mit Videos, mit Papier- oder Soundcollagen. Tolle Arbeiten entstünden dort, sagt Martina Oberprantacher, die Leiterin der Kunstvermittlung im Lenbachhaus.

Das blieb irgendwann auch den großen Kindern nicht verborgen. "Immer häufiger wurde der Wunsch an uns herangetragen, so ein Atelier auch für Erwachsene anzubieten", sagt Martina Oberprantacher. Weshalb das Lenbachhaus nun ein neues Atelier für berufstätige Münchner am Feierabend im Programm hat, das ebenfalls von zwei Künstlerinnen geleitet wird.

Bilder können aber nicht nur zu eigenem kreativen Tun anspornen, sondern auch den Appetit anregen. Wie das aussieht, hat der Karlsruher Maler Karl Hubbuch bestechend genau in Szene gesetzt. "Schleckermäuler" heißt ein kleines Temperabild, das er 1926 gezeichnet hat. Es hängt in der Städtischen Galerie im Lenbachhaus und zeigt eine Konditorei, die übervolle Auslage mit ihren Kuchen und Torten umdrängt von Menschen, deren Gesichter Lust, Gier und pure Freude zeigen. Darum weiß auch Florian August, der Inhaber des Restaurants "Ella" in Norman Fosters golden schimmerndem Neubau-Würfel. Benannt nach Gabriele Münter, der großen Dame des "Blauen Reiters", nimmt sein Restaurant mit Blick auf die Propyläen die prominenteste Ecke des Neubaus ein. "Ella" war der Kosename Wassily Kandinskys für Gabriele (Gabriella) Münter. Viele von Kandinskys Briefen an die Künstlerfreundin und Lebensgefährtin von 1902 bis 1914 beginnen mit der zärtlichen Anrede "Liebes Ellchen" oder auch "Liebes Ellacken".

Gemeinsam mit der Kunstvermittlung des Lenbachhauses bietet das "Ella" jetzt jeden ersten und dritten Dienstag im Monat das neue kulinarisch-kulturelle Konzept "Untitled (Dinner)" an. Das wird eine "knackige, kompakte Führung" zu einem bestimmten Thema, nicht länger als eine Dreiviertelstunde, sagt August. Im Anschluss daran gibt es ein saisonal wechselndes Menü mit bayerisch-italienischen Gerichten. Den Auftakt macht am Dienstag, 21. März, die Führung "Der Blaue Reiter - eine Suche nach den Anfängen der Kunst". Bis zum Sommer folgen weitere Themen wie "Hinter die bunte Bühne der Welt blicken mit Franz Marc", "Die Beziehung Paul Klee - Wassily Kandinsky", "Musen und Malweiber" und "Atelierszenen".

Auf ein ganz neues Terrain wagen sich die Vermittler mit dem Konzept "Kunst-Zeit". "Die Idee dahinter ist, Menschen mit Demenz und ihren Begleitern in entspannter Atmosphäre ein gemeinsames Kunsterlebnis zu ermöglichen, das speziell auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist", sagt Martina Oberprantacher. Vor ausgewählten Kunstwerken bleibe ausreichend Zeit, eigene Gedanken, Gefühle und Erinnerungen einzubringen. Die zuständigen Vermittler haben eine Fortbildung absolviert und Erfahrungen bei privaten Pilotführungen für entsprechende Einrichtungen gesammelt.

Am 19. Mai wird der erste Termin in dieser Reihe angeboten, die auf einem gemeinsamen Konzept der Bayerischen Staatsgemäldesammlungen und der städtischen Museen sowie der Kunstorte Villa Stuck, Lenbachhaus und Artothek beruht. Sie ist der Sammlung des "Blauen Reiter" gewidmet.

Untitled (Dinner) , Dienstag, 21. März, 19 Uhr, Dinner 20 Uhr, 20 06 10 11; Atelier , Di., 18. April, 16.30 Uhr; Kunst-Zeit , Fr., 19. Mai, 14 Uhr; Lenbachhaus, Luisenstraße 33

© SZ vom 17.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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