Alben der Woche:Raven für Berufstätige

Lesezeit: 2 min

Unveränderte Erfolgsformel: Paul Kalkbrenner. (Foto: Thomas Lohr)

Paul Kalkbrenner komponiert weiter teutonischen Trance-Techno nach altem Erfolgsrezept, der das Ende der Party immer schon mitdenkt. Und Courtney Barnett röhrt ein Manifest des Fremdelns.

Julian Dörr

Courtney Barnett - "Tell Me How You Really Feel" (Milk! Records)

Geradeaus geröhrte Indierock-Musik - wann konnte sie zuletzt begeistern? Mit Courtney Barnett ist es wieder soweit. Die australische Singer-Songwriterin veröffentlicht ihr zweites Soloalbum "Tell Me How You Really Feel" (Milk! Records), es ist ein Manifest der Gefühle des Fremdelns, des Niedergeschlagen-Seins. Klingt furchtbar, ist es nicht. Weil Barnett röhrt und rockt, und weil der Stolz in ihrem Gesang mit der inhaltlichen Schwere aufs Schönste kontrastiert. In zwei Songs singen Kim und Kelley Deal von The Breeders mit. Noch schöner ist, wie Barnett in "Charity" und "Help Your Self" Fragmente aus der Yoga- und Meditations-Sprache nimmt und mit ihnen den Self-Care-Zeitgeist zerlegt. Denn ist es nicht nervig, wenn es einem mies geht und alle immer sagen, man müsse nur tief genug ein- und wieder ausatmen? Barnett singt dann auch mal durchs Megafon, immer lauter und genervter. Und sie verschwendet keine Zeit. Das Album dauert nur knackige 37 Minuten. Knapp ein Drittel einer Yoga-Session.

Jan Kedves

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GAS - "Rausch" (Kompakt)

Zum Herunterkommen: "Rausch" (Kompakt) von GAS hören. Auf ihm schafft der Kölner Produzent Wolfgang Voigt wieder das, was außer ihm niemand schafft: nämlich den deutschen Wald zum Techno-Schauplatz zu machen. Das Cover zeigt den deutschen Sehnsuchts- und Schreckensort. Und das titelgebende Rauschen schwillt - mal mit, mal ohne Bassdrum - eine geheimnisvoll bedrückende Stunde lang an und wieder ab.

Jan Kedves

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Paul Kalkbrenner - "Parts Of Life" (Sony)

Der Leipziger Rave-Star Paul Kalkbrenner veröffentlicht mit "Parts Of Life" (Sony) ein weiteres Album, auf dem er seine Erfolgsformel nicht ändert - warum auch? Man hört teutonische Trance-Techno-Tracks, in die Kalkbrenner die Trauer darüber, dass ein Rave gleich vorbei ist und man danach wieder ganz normal zur Arbeit muss, bereits mit hineinkomponiert, in Form seiner wie immer recht schwermütigen Moll-Akkordfolgen. Ein Service für die berufstätigen Fans, sozusagen. Aus der Reihe fällt nur "Part 6", ein Track, in dem dann doch ein bisschen gesungen wird. Wobei es in dem Gesang darum geht, dass man zum Leben gar nichts anderes brauche als "this" - womit die instrumentale Trance-Techno-Musik von Kalkbrenner gemeint ist. Ein gesungener Hit darüber, dass man eigentlich gar nicht singen müsste. Ach so.

Jan Kedves

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Mary Lattimore - "Hundreds Of Days" (Ghostly International)

Wenn man etwas Erbauliches wünscht: Das Album "Hundreds Of Days" (Ghostly International) der Harfenistin Mary Lattimore aus Los Angeles ist wunderbar. Harfe? Auch dieses Instrument hat ja seinen festen Platz im Pop, man denke an Joanna Newsom oder Björk. Mary Lattimore hat schon mit Thurston Moore und Jarvis Cocker zusammengearbeitet. Ihr Album enthält ganz herrlich perlende Harfen-Kompositionen, ohne jeden Hippie-Verdacht. Die beglückendste Pop-Entdeckung der Woche.

Jan Kedves

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Parquet Courts - "Wide Awake" (Rough Trade)

"I can't count how many times I've been outdone by nihilism", raunt Andrew Savage über ein fröhlich hüpfendes Barpiano. Dieser nichtsnutzige Nihilismus! Der einen immer einbremst, statt nach vorne stürmen zu lassen, auf die Barrikaden. Dort sitzt "Wide Awake!" (Rough Trade), das neue Album der Punk-Band Parquet Courts, und klappert mit herrlicher Agitationslyrik ("Violence", "Before The Water Gets Too High") zu angeschlagen stolpernden Gitarren. Dass die Parquet Courts schon immer eine Polit-Band waren und schon immer Pop, wusste man, hörte man aber nicht. Auf "Wide Awake!" erlebt die Band nun eine offensive Politisierung bei gleichzeitiger Popifizierung. Die wohl aktuell smarteste Gitarrenband New York Citys hat auf ihrem neuen Album deshalb auch sehr konsequent Danger Mouse als Produzenten verpflichtet. So lässig groovend hat seit Jahren keiner mehr zu den Waffen gerufen.

Julian Dörr

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© SZ vom 16.05.18 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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