Actiondrama:Tanz' den Terror

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Das britische Actiondrama  "7 Tage in Entebbe" mit Daniel Brühl erzählt von der Entführung einer Air-France-Maschine im Sommer 1976.

Von Josef Grübl

Vor dem Gejammer über die Demütigungen beim Check-in war eine Flugzeugbesteigung auch nicht immer so paradiesisch wie es heute gerne dargestellt wird. Im Sommer 1976 entführten Terroristen eine Air-France-Maschine, ihre Waffen transportierten sie im Handgepäck. Sicherheitskontrollen: keine.

Der Regisseur José Padilha hat zuvor an der Netflix-Serie "Narcos" mitgearbeitet

Auch sonst hatten die deutschen und palästinensischen Kidnapper auf dem Flug von Tel Aviv nach Paris leichtes Spiel. Sie brüllten und fuchtelten mit ihren Knarren herum, zwangen dem Piloten ein neues Ziel auf. Im ostafrikanischen Uganda, am Flughafen von Entebbe, wartete der Diktator Idi Amin auf sie, die Geiselnehmer forderten die Freilassung von palästinensischen Terroristen und Militärs. Nach einer Woche des Abwägens schlug ein israelisches Sonderkommando zu und tötete die Terroristen sowie mehrere ugandische Soldaten. Die Befreiungsaktion wurde als "Operation Thunderbolt" bekannt, sie führte zu Debatten im UN-Sicherheitsrat und zu Streitgesprächen über das Verhältnis der Linken zu Antizionismus und Antisemitismus. Schon das Kino der Siebzigerjahre rollte den Fall in mehreren Spielfilmen auf, unter anderem mit Charles Bronson in "...die keine Gnade kennen - Raid on Entebbe". Darin war die Begeisterung über den militärischen Erfolg groß, das Interesse an einer Deutung der Konsequenzen eher klein. Aber ist letzteres in einem Unterhaltungsfilm überhaupt möglich? Der Thriller "7 Tage in Entebbe" versucht es zumindest. Regisseur José Padilha erzählt die Geschichte aus mehreren Perspektiven. Im Zentrum stehen die deutschen Entführer Wilfried Böse (Daniel Brühl) und Brigitte Kuhlmann (Rosamund Pike). Sie sind Mitglieder der antifaschistischen Gruppe "Revolutionäre Zellen" und bekommen während der Entführung moralische Bedenken. Währenddessen streiten in Israel Premierminister Jitzchak Rabin (Lior Ashkenazi) und sein Verteidigungsminister Schimon Peres (Eddie Marsan) darüber, ob sie verhandeln oder zuschlagen sollen.

Ein französischer Flughafeningenieur (Denis Ménochet) will vermitteln, ein Soldat des Einsatzkommandos bringt sich in Stellung, während seine Freundin daheim in Israel mit ihrer Tanztheatergruppe auf der Bühne steht. Sie führen das Stück "Echad Mi Yodea" des Choreografen Ohad Naharin auf, eine Performance, in der ein Tänzer vom Stuhl fällt, immer und immer wieder. Dieser Tanz ist das Bindeglied der einzelnen Erzählstränge. Während nachts am Flughafen die Soldaten näher rücken, reißen sich die Künstler auf der Bühne ihre Kleider vom Leib; die Entführer werden abgeknallt, und der Tänzer fällt und fällt und fällt. Der brasilianische Regisseur Padilha, der unter anderem einige Folgen der Netflix-Serie "Narcos" inszeniert hat, setzt in diesem furios geschnittenen Film sehr auf die Tanzmetapher, der er die Erzählung unterordnet. Künstlerisch ist das ambitioniert, inhaltlich trotz der vielen Perspektiven seltsam unbeteiligt.

7 Days in Entebbe , GB 2018 - Regie: José Padilha. Buch: Gregory Burke. Kamera: Lula Carvalho. Mit: Daniel Brühl, Rosamunde Pike, Eddie Marsan. Entertainment One, 107 Minuten.

© SZ vom 04.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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