Anfang der Woche war ja Halloween, der Tag, an dem die Schokoladenhersteller in den USA den Umsatz des Jahres erzielen. Es ist aber auch der Tag, an dem man alle Nachbarn mit ihren Kindern auf der Straße trifft, was selten vorkommt. Und sie schüttelten nur ihre Köpfe, keiner will über die Wahlen reden. Seit Monaten schon folgt ein Skandal auf den nächsten, "Breaking News" rund um die Uhr. Die Menschen meiner Straße sind müde und fassungslos — sie können nicht mehr. "Die einzig gute Nachricht ist", sagt Bradley Patterson, ein 90-jähriger Rentner, der sich noch an den Wahlsieg Franklin D. Roosevelts im Jahr 1933 erinnern kann: "Bald ist alles vorbei."
Die amerikanischen Zeitungskollegen schreiben alle von der "hässlichsten" Wahl und vom "schrillsten" Wahlkampf in der Geschichte des Landes, wobei ich mir vorstellen kann, dass dies alle vier Jahre von Neuem behauptet wird. Ich beobachte vielmehr eine Art Resignation bei den Menschen. "Von allen Millionen Amerikanern bleiben am Ende diese beiden unbeliebten Kandidaten übrig. Ist das nicht himmeltraurig?", sagte neulich meine stets gut gelaunte Postbotin. Und so wie sie denken viele.
Den Wahltag werde ich in New York verbringen und versuchen, Donald Trump so nahe zu kommen wie möglich, während der Kollege Hubert Wetzel das Geschehen aus Washington D.C. beobachten wird. Lange Zeit sah es so aus, als müsste ich über Trump, den Wahlverlierer, schreiben, aber gemäß neuesten Umfragen ist der Ausgang wieder offen. Werden die Menschen feiern? Gehen sie früh zu Bett oder kommt es zu Ausschreitungen? Die Aussage des Rentners Patterson, der an Halloween Schokoladeneier verteilte, stimmt so nicht. Noch ist nicht alles vorbei. Vielleicht fängt es ja gerade erst an.