SZ-Werkstatt:Immer hungrig

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Katrin Blawat, 34, hat Biologie studiert. Sie schreibt seit zehn Jahren für die Süddeutsche Zeitung, besonders gern über Tiere und alles andere, was lebt. (Foto: blende11)

Wieso ist die Katze so ein beliebtes Haustier? Was macht dieses Raubtier mit uns und wir mit ihm? Katrin Blawat nähert sich im Ressort Wissen diesen Fragen auf wissenschaftliche Art. Hier erklärt sie, was sie zu der Recherche über die Katze gebracht hat.

Katrin Blawat nähert sich im Wissen der Katze auf wissenschaftliche Art. Hier erklärt sie, was sie zu der Recherche gebracht hat:

Ein Katzenmensch? Für mich galt das lange Zeit nicht. Dabei hatte und habe ich oft Tiere um mich herum: als Kind den Nachbarshund und die eigenen Meerschweinchen und seit einigen Jahren ein Pferd. Katzen aber habe ich erst nach dem Umzug in meine derzeitige Wohnung näher kennengelernt, als Bruno, Lilly und Wilma meine Nachbarn wurden. Die drei haben im Kleinen vollzogen, worin ihre Art seit Jahrtausenden glänzt: mit lässiger Selbstverständlichkeit jeden Winkel ihrer Umwelt sowie das Herz der Menschen um sie herum zu erobern. Steht meine Wohnungstür für einen Moment offen, spaziert Lilly herein und geht erst wieder, wenn ihr selbst danach ist.

Was fasziniert den Menschen, der doch gern alles im Leben unter Kontrolle hat, an diesen Wesen, die so geschmeidig zwischen nähebedürftigem Haus- und selbstgenügsamem Wildtier hin- und herwechseln? Zooanthropologen (das sind Wissenschaftler, die sich mit der Beziehung zwischen Mensch und Tier beschäftigen) halten genau dieses Wechselspiel für die Antwort. Wir wollen ein Haustier, das uns braucht. Zugleich fasziniert uns, wie wenig sich Katzen um Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit und Absprachen scheren.

Zu dieser Unabhängigkeit gehört auch, dass viele Katzen jagen. Manche Vogelfreunde fürchten deshalb um den heimischen Singvogelbestand. Ob die Sorge berechtigt ist, lässt sich noch nicht beantworten - viele Experten geben aber Entwarnung (Glück gehabt, Wilma!). Anders sieht es auf Inseln aus, wo Katzen viele Vogelarten vernichtet haben. Die traurige Geschichte des Stephenschlüpfers, eines neuseeländischen Vogels, bestätigt: Katzen sind Siegertypen - und ziemlich hungrig.

© SZ vom 24.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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