SZ-Werkstatt:Helden

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Was Bayern-Redakteurin Lisa Schnell bei ihren Gesprächen mit Helfern und mit Überlebenden des Zugunglücks von Bad Aibling gelernt hat.

Von Lisa Schnell

"Wie geht es Ihnen?" - eine Frage, schnell und unbedacht gestellt, nur eine Höflichkeitsfloskel. Was aber, wenn da jemand sitzt, der vor Kurzem durch die Hölle gegangen ist? So wie die Helfer und Überlebenden des Zugunglücks von Bad Aibling im Februar, bei dem zwölf Menschen starben. Sie haben Dinge gesehen, die jeden Horrorfilm harmlos erscheinen lassen wie eine Kindersendung. Wie geht es Ihnen?

Die Frage wirkt nun fehl am Platz, zu belanglos, um all die Gefühle fassen zu können, die eine ehrliche Antwort beinhalten würde. Wochen nach dem Unglück sehen viele noch die Bilder in ihren Träumen, kommt ihnen ihr Alltag banal vor angesichts der Endlichkeit des Lebens, die sie an diesem einen Tag so eindrücklich gespürt haben. Und erst Yannik, der damals 17-jährige Junge, über Stunden eingeklemmt zwischen den Zügen, mit so großen Schmerzen, dass er sich zeitweise den Tod herbeisehnte.

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Monate nach dem Unglück kann er wieder einigermaßen laufen, doch bei jedem lauten Geräusch zuckt er zusammen. Manchmal schläft er nur ein paar Stunden pro Nacht. Viele wollen nur vergessen. Wie genau darf man da nachfragen? Wie wird es den Angehörigen der Toten gehen, wenn sie in der Zeitung wieder von diesem Zugunglück lesen? Noch nie schien die Frage "Wie geht es Ihnen?" mit so viel Verantwortung beladen zu sein wie bei dieser Recherche. Alle Gespräche aber endeten mit dem Gefühl der Zuversicht. Für Yannik gibt es nur ein Vorwärts, kein Zurück. Die Helfer sind wieder im Einsatz. Manche schon seit dem Tag nach dem Unglück. Ehrenamtlich. Warum sie sich das wieder antun? "Weil man eben helfen will", sagt ein Feuerwehrmann, und man denkt an ein altmodisches Wort. Ja, es gibt sie, die Helden.

© SZ vom 29.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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