Für die Hamburger hat der G-20-Gipfel nicht erst in dieser Woche angefangen. Die Konferenz der bedeutendsten Industrie- und Schwellenländer hatte viele Vorboten in den vergangenen Monaten: Berichte in den Lokalzeitungen, Polizisten vor den Messehallen, No-G-20-Parolen in St. Pauli, dem Schanzenviertel oder an der Universität, die auch nicht weit weg liegt vom G-20-Zentrum. Vor allem die Stimmung gegen den Gipfel wehte einen hier an wie ein ständiger Schrei nach Schonung. Gerade in St. Pauli und dem Schanzenviertel gehört es zum guten Ton, das Stadtbild mit Botschaften zu verschönern. Die G-20-Kritik prangte von Häuserwänden, Plakaten, Aufklebern.
Die Gründe für die Abneigung sind nicht nur politisch, auch wenn die Nachbar-Stadtteile der Messe bekannt sind für ihren alternativ-bürgerlichen Geist. Viele Hamburger fühlen sich gestört von einem Ereignis, das die Regierung des Stadtstaates ihnen einfach so in den Vorgarten gesetzt hat. Sie verstehen nicht, warum ein so hochwertiges Politikertreffen mitten in der Stadt stattfinden muss. Und nun haben sie den Salat: Hamburg ist im Ausnahmezustand. Diese Tage sind geprägt von einem mächtigen Polizeiaufgebot, das mit nicht immer nachvollziehbarer Härte vorgeht - und trotzdem nicht verhindern kann, dass Chaoten Autos anzünden. Geschäfte sind verrammelt, manche Kita bleibt geschlossen. Die Stadt macht an vielen Stellen einen gespenstischen Eindruck.
Die Hamburger fügen sich. Einer sagte dieser Tage sogar, dass die Staatschefs in Hamburg wenigstens eine Art Bürgernähe zeigten. Aber die meisten schütteln den Kopf. Bürgermeister Olaf Scholz hat zuletzt wiederholt, dass der G-20-Gipfel in Hamburg genau richtig sei. Er scheint nicht sehr nah dran zu sein an seinen Bürgerinnen und Bürgern.