"Wir hätten eine Frage ..." stand im Betreff der E-Mail, mit der sich Rainer und Erika F. aus Wackersberg an unser Familientrio wandten. Was aber kam, war mehr als eine Frage, es war die urtraurige Geschichte der beiden, die ihren Sohn zu früh an Krebs verloren hatten und dann noch nicht einmal Kontakt zu dessen Kindern halten konnten. Die Schwiegertochter verhindere es. Sie könnten vor Gericht ziehen, wollten aber keinen Streit. Sollten sie also aufgeben, fragten die beiden. Und ich, als zuständige Redakteurin, fragte mich, wie ich dieses große Drama in eine elf Zeilen lange Frage packen sollte. Es ging, wie Sie im Gesellschaftsteil nachlesen können (Seite 48). Dort steht die Frage samt den unterschiedlichen Antworten von Schriftstellerin Kirsten Fuchs, Familientherapeut Jesper Juul und Schauspielerin Collien Ulmen-Fernandes.
Immer wenn die drei sich uneins sind, war es aus meiner Sicht eine gute Frage; eine, die Raum zum Nachdenken aufmacht, und sich nicht leicht beantworten lässt. Die Idee des Trios ist ja, dass es auf die meisten Erziehungsfragen keine eindeutigen Antworten gibt, darum schätzen wir den Dreiklang und die unterschiedlichen Blickwinkel.
Jede Woche kommen neue Fragen (familientrio@sueddeutsche.de). Nur einen kleinen Teil können wir drucken. Wie wir auswählen? Die Frage darf nicht zu allgemein sein (also nicht: Wie schaffe ich, dass mein Kind gehorcht?). Sie sollte auch keine einfache Erziehungsfrage sein (Wie werden wir den Schnuller los?). Dafür gibt es genug Ratgeber. Wir bevorzugen vielmehr Fragen von Lesern, die in einem Dilemma stecken und dieses ganz konkret beschreiben. Zum Beispiel: Mein Kind ist von seinen selbstgebastelten Kunstwerken immer so begeistert, dass es sie hortet wie Schätze - darf ich sie heimlich wegwerfen?