Facebook:Für Demokratie, gegen Diktatur

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Reichen Aufregung und Forderungen, um den Datenkonzern von Mark Zuckerberg in die Schranken zu weisen? Oder geht es vielmehr um ein gefährliches Geschäftsmodell, vor dem Menschen geschützt werden müssen?

SZ-Zeichnung: Michael Holtschulte (Foto: Michael Holtschulte)

"Adieu, digitale Großfamilie" vom 27. März, " Dämme gegen die Datenflut" vom 23. März, " Nutzer als Beute" vom 21. März:

Die Anonymität fördern

Der Datenmissbrauchsfall um Facebook und Cambridge Analytica greift tief in die Meinungsbildungsprozesse ein, die Teil des modernen westlichen Demokratiekonzepts sind. Cambridge Analytica hat im Facebook-Bestand gezielt nach Wählern gesucht, die sich noch im politischen Meinungsbildungsprozess befanden, und diese Menschen ebenso gezielt selektiver Beeinflussung ausgesetzt - eine viel intensivere Indoktrination, als jede klassische Parteienwerbung sie leisten könnte. Die darauf folgende Wahl beruhte somit weniger als sonst auf der Auswertung von Meinungsäußerungen, die frei und unbeeinflusst zustande kommen konnten. Die modernen Demokratien müssen daraus den Schluss ziehen, dass es gut ist, wenn ihre Bürger etwas zu verbergen haben und dies auch tun - sprich: Sie müssen Anonymität und Datensparsamkeit fördern, wo sie hingehören. Dr. Johannes Wiele, München

Hochgradig kriminell

Man hört immer nur, dass sich Politik und Öffentlichkeit über das unakzeptable Verhalten von Facebook aufregen, Aufklärung fordern und die Zusicherung verlangen, dass so etwas nicht mehr passieren wird. Aber das, was sich Facebook geleistet hat, ist doch im höchsten Maße kriminell. Warum verlangt denn niemand ebenso lautstark die Bestrafung der Akteure? Hermann Müller, München

Wer hat das bezahlt?

Eine englische Firma "verschafft" sich Daten von einer US-Firma und bearbeitet diese Daten, um den amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf zu manipulieren. Daraus ergeben sich zwei Fragen: 1. Wie war das mit dem "Verschaffen"? 2. Warum manipuliert sie den Wahlkampf eines anderen Landes? Während die erste Frage gerade hinauf und hinunter diskutiert wird, wird die zweite Frage gar nicht erst gestellt. Warum wird sie nicht gestellt, wer war der Auftraggeber, wer hat bezahlt, cui bono? Helmut Mayer, München

Digitale Gehirnwäsche

Der Grundpfeiler des auf Auflösung einer geschützten Privatsphäre abzielenden Geschäftsmodells à la Facebook ist der entmündigte, berechenbare Kunde, der verhökert wird zur digitalen Gehirnwäsche und Manipulation durch den Meistbietenden, mit umfassendem Datenprofil als individueller Gebrauchsanleitung. Damit steht das grundlegende Geschäftsmodell der Daten-Dealer zutiefst im Widerspruch zu den Grundprinzipien der Demokratie und des Grundgesetzes und muss entsprechend sanktioniert werden. Sebastian Raupach, Braunschweig

Meine Daten gehören mir

Global agierende Konzerne oder staatliche Institutionen entscheiden, was ich auf dem von mir bezahlten Handy sehe und was nicht. Auch ein strengerer Datenschutz, damit andere nicht mehr so leicht an meine Nutzerdaten kommen, ändert nicht die weltweit existierenden monopalartigen Strukturen. Die global agierenden Internetriesen erhalten mehr Macht. Ein besserer Ansatz ist, die Kontrolle über die Technologien dem Nutzer des Handys zu geben. Nur so kann die sonnengottgleiche Willkür der Monopolisten gebrochen werden. Es geht nicht darum, Daten zu schützen. Vielmehr sind Menschen zu schützen und ihnen die alleinige Entscheidungshoheit über ihre Daten weltweit rechtlich durchsetzbar in die Hand zu geben. Bernd Marterer, Schopfheim

© SZ vom 31.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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