Bundesregierung:Endlich mal hinein ins echte Leben

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Kanzlerin Merkel und ihre neue große Koalition sollten sich ein Beispiel an Schillers "Reiterlied" nehmen, schreibt ein Leser. Ein anderer wähnt schon gleich zu Amtsantritt des neuen Kabinetts selbiges im Zerfall begriffen.

"So wahr ihr Gott helfe" vom 14. März, "Beziehung der Vernunft" vom 13. März, "Regieren!" vom 9. März:

Frei nach Schiller

Heribert Prantls Sehnsucht, Auswege zu finden aus dem Jammertal kurzatmigen, immer nur wahlperiodenfixierten politischen Handelns, wer hegte sie nicht! Allein, "das Grundvertrauen der Wähler mit sozialer Politik zurück(zu)gewinnen", statt des bisherigen "Weiter so" eine pragmatisch-nachhaltige Perspektive des erfolgversprechenden Strebens nach Glück für alle im Regierungshandeln zu entwickeln, dazu bedarf es einer "Führung", die etwas riskiert, innen- wie außen-, aber auch europapolitisch! In Schillers "Sehnsucht" heißt es zum Ausgangfinden: "Einen Nachen seh' ich schwanken, aber ach, der Fährmann fehlt. Frisch hinein und ohne Wanken, seine Segel sind beseelt". Ganz risiko- und visionsfrei geht's also auch nicht! Und da hält derselbe Schiller am Ende seines "Reiterlieds" dann auch noch die richtige Regierungsformel in verunsicherten Zeiten bereit: "Frisch auf! eh der Geist noch verdüftet. Und setzet ihr nicht das Leben ein, nie wird euch das Leben gewonnen sein." Aktualisierte Lesart: Lasst euch endlich einmal aufs echte Leben draußen vor der Tür ein und gewinnt es für die Menschen hier und jetzt, in der Bundesrepublik, in Europa und warum nicht sogar darüber hinaus! Dr. Roland Jerzewski, Berlin

Nichts als eine Schrottkarre

Diese gepriesene neue Groko ist eine Schrottkarre, die dabei ist, den Auspuff zu verlieren, kaum dass sie gestartet ist. Mit einem Spitzenkandidaten, der mit "ihr" nie ins Kabinett wollte, aber schnell "umdenkt". Was ihn offensichtlich mit dem Querkopf von der CSU heimlich verbindet. Für den war die ewige Kanzlerin bis vor Kurzem noch eine Unrechtskanzlerin, dann schlagartig die beste für Europa (und die Groko). Nach gelungenem Herumgeschraube und Flickschusterei, mit den sie verjüngenden Novizen an Bord, startet man in die neue, größere Zukunft. Man kann es abwarten, bis der erste Reifen platzt! Sprit läuft auch dauernd aus, weil der Tank von der neuen Opposition angebohrt ist. Gerhard Faßrainer, München

Ja, ja oder Nein, nein

Es ist anscheinend nicht auszurotten, bei Eidesleistungen am Gebrauch oder Nicht-Gebrauch der Formel "so wahr mir Gott helfe" ablesen zu wollen, ob die Betreffenden ihre politische Aufgabe aus christlicher Verantwortung ausüben wollen oder nicht. Die Bergpredigt Jesu verwirft den Eid schlechthin: "Schwört überhaupt nicht!... Weder beim Himmel... noch bei der Erde. Sagt einfach 'Ja, ja' oder 'Nein, nein.' (Matthäus 5,34ff.) Christen können also mit guten Gründen dafür eintreten, den Eid ganz abzuschaffen, mindestens die religiöse Formel. Ein früherer Bundesminister (Jürgen Schmude), gleichzeitig Präses der EKD-Synode, hat sie nicht verwendet. Seine Begründung: "Es steht dem Staat nicht zu, dass er das Verhältnis eines Menschen zu Gott benutzt, um die Bindung des Menschen an den Staat oder bestimmte Pflichten zu erhöhen oder zu bekräftigen."

Mit anderen Worten: Der Staat soll den Glauben eines Menschen nicht für seine eigenen Zwecke einsetzen. Hans Dieter Osenberg, Saarbrücken

© SZ vom 19.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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