Alexander Gauland:Aus der Geschichte das Falsche gelernt

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Lesermeinungen zur "Vogelschiss"-Äußerung des AfD-Chefs.

Alexander Gauland, Vorsitzender der AfD-Bundestagsfraktion. (Foto: Bernd von Jutrczenka/dpa)

" Unmenschliches Geschwätz" und "Empörung über Gauland-Äußerung" vom 4. Juni:

Man lese "Der SS-Staat"

Der demokratisch gewählte Bundestagsabgeordnete Gauland gehört meiner Generation an. Ich bekam 1948 zu meinem achten Geburtstag das Buch "Der SS-Staat" von meinem Vater geschenkt. Dieses unfassbare Werk von Eugen Kogon hat mein Dasein bis auf den heutigen Tag geprägt. Gauland wurde in der CDU sozialisiert. Ich will immer noch nicht glauben, dass ein Repräsentant unseres Landes ganz bewusst von der tausendjährigen Geschichte und dem "Vogel?Fliegenschiss" sprechen darf, ohne sanktioniert zu werden. Im Gegenteil: Er wird weiterhin den harmlosen Opa im öffentlich-rechtlichen Fernsehen geben und den Leuten dabei das Hirn waschen. Die Wachen unter uns aber wissen: Was ist der fiktive "Vogelschiss" gegen den real existierenden Haufen Scheiße.

Konrad Rufus Müller, Königswinter

Indirekter Beifall

Muss man sich wirklich über Gauland und Höcke empören oder nicht darüber, dass sie trotzdem von fast 15 Prozent gewählt werden und ihre Partei indirekt Beifall, Zuarbeit und Zustimmung von Publizisten wie Broder, Strunz, Mattusek und Sarrazin bekommt?! Sollte uns das nicht viel größere Angst machen? Die erneute Dummheit und Ignoranz eines großen Teils der Gesellschaft, trotz jahrzehntelanger Aufarbeitung?!

Markus Meister, Mönchengladbach

Es gab schon andere vor ihm

Könnte es nicht sein, dass es erst gar nicht zu der unsäglichen, widerlichen Aussage des AfD-Vorsitzenden gekommen wäre, wenn man bereits im Februar 2016 genauso entschieden, empört und fassungslos gegenüber der ebenso unsäglichen und ebenfalls den Holocaust verharmlosenden Äußerung des ehemaligen bayerischen Wissenschaftsministers Thomas Goppel aufgetreten wäre, wie man es heute endlich bei Gauland getan hat? Als Thomas Goppel damals meinte: "Es soll nicht die ganze deutsche Geschichte davon abhängen, dass wir zwölf Jahre üblen Unfug gemacht haben", beschränkte sich der entsetzte Aufschrei über diese Aussage im Wissenschaftsausschuss des Bayerischen Landtags lediglich auf die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bayerischen Landtag, Katharina Schulze, und die SPD-Fraktionsvizin Schmitt-Bussinger. Tiefes Schweigen dagegen bei CSU, CDU und Freien Wählern. Hätten sie und andere doch bereits damals geredet! Vielleicht gäbe es dann heute weniger Kreuze, keine "Ankerzentren" und keine bayerischen Abschiebeflüge, und eventuell wäre auch die Ernennung eines Antisemitismusbeauftragten nicht nötig geworden.

Vera Rossner, München

"Krähwinkels Schreckenstage"

Wer versteckt sich im Bundestag hinter welcher Maske?! Die großen Volksparteien CDU und SPD haben ihre Wähler verloren und wundern sich und ignorieren dieses rechtsaußen starke Herrensammelbecken der AfD im Bundestag. Probleme aussitzen heißt die Devise einer Bundeskanzlerin, denn sie trägt mit ihren Volksvertretern die Verantwortung für den politischen Diskurs der politischen Parteien im Bundestag. Die Maske all derer ist gefallen, die ihre Volksparteien verlassen haben, und nun zeigen sie ihr wahres Gesicht in einer Partei im Bundestag, deren Fraktionsvorsitzender Gauland Worte in den Mund nimmt wie aus "Krähwinkels Schreckenstagen" (Heinrich Heine). Die deutsch-deutsche Nachwendepolitik hat versagt, und die Worte von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für Gaulands schreckliche Worte vor einem Gremium junger Menschen sind auch nur ein Tropfen auf einen heißen Stein.

Elsbeth Schwanewedel, Berlin

© SZ vom 11.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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