Stimmtraining für die Karriere:Lockeres Mundwerk

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Wer Vorträge mit überflüssigen "Ähs" zerstückelt, sich vor lauter Nervosität verhaspelt oder in unnatürlich hoher Stimmlage piepst, wirkt alles andere als kompetent. Ein Sprechtraining schafft Abhilfe.

Er freue sich sehr auf das Vorstellungsgespräch, beteuert der Bewerber am Telefon - jedoch mit einer völlig gelangweilten Stimme. Seine Chancen auf den Job erhöht er auf diese Weise nicht. "Der Stimme wirkt einfach stärker als die Worte", sagt der Kommunikationstrainer Frank Lorenz aus Leipzig.

Lockeres Mundwerk: Mit einer entspannten Muskulatur klingt die Stimme eines Redners gleich viel angenehmer. (Foto: Foto: ddp)

Das ist nicht nur am Telefon der Fall. Laut einer bis heute häufig zitierten Studie des amerikanischen Psychologen Albert Mehrabian aus den 70er Jahren hängt nur sieben Prozent der Wirkung des Gesagten von den Worten ab. Der Großteil wird mit der Körpersprache übermittelt, 38 Prozent Wirkung hat die Stimme.

Die Stimme als Karriereinstrument

"Ein Mann mit einer kräftigen, wohltönenden Stimme hat es im Berufsleben einfacher als eine Frau mit Piepsstimme", sagt die Vorstandsvorsitzende der Deutschen Gesellschaft für Karriereberatung (DGfK) in Berlin, Susanne G. Rausch. Eine angenehme und gut verständliche Stimme sei für berufstätige Menschen sehr wichtig. Das deckt sich mit den Ergebnissen einer österreichischen Studie aus dem Jahr 2004, die von Stimme.at, einem Netzwerk für Stimmspezialisten im deutschsprachigen Raum, in Auftrag gegeben wurde.

Dabei sagten 80 Prozent der befragten Führungskräfte, dass die Stimme einen wesentlichen Eindruck hinterlasse. Ein professionelles Stimmtraining hatte jedoch nur ein Viertel der Befragten absolviert. "Da besteht auch in Deutschland reichlich Nachholbedarf", meint der Karriereberater Lothar Wolf aus Heiningen. Die Stimme sei auf allen Karriereebenen ein wichtiges Instrument.

Besonders wichtig ist die professionell eingesetzte Stimme natürlich am Telefon: "Innerhalb der ersten sieben Sekunden eines Telefonats wird sich ein Eindruck von dem Gesprächspartner gemacht", sagt die Phonetikerin Vivien Zuta aus Frankfurt am Main, die über ihre Forschungen ein Buch mit dem Titel "Warum tiefe Männerstimmen doch nicht sexy sind" geschrieben hat.

Entspannte Sprechwerkzeuge

Der Angerufene sollte nicht sofort ans Telefon gehen, sondern es ruhig zwei- bis dreimal klingeln lassen. So hat das Gehirn Zeit, sich auf die Situation einzustellen. Damit die Stimme möglichst angenehm klingt, sollten die Sprechwerkzeuge - Zunge, Lippen und Kiefer - vorher entspannt werden.

Sinnvoll ist auch ein Lächeln während des Gesprächs - das sieht der Gesprächspartner zwar nicht, doch die Stimme klingt automatisch freundlicher. Wichtig an der Stimme sind unter anderem die Stimmlage, die Sprechmelodie, die Geschwindigkeit, der Einsatz und die Dauer von Pausen sowie die Lautstärke. Ein häufiger Fehler ist eine falsche Körperhaltung. Der Sprecher sollte sich groß machen, das heißt Stehen oder gerade Sitzen. Tabu ist das Hochlegen der Füße.

Auf der nächsten Seite: Übungen für die Bauchatmung, Stimmlage und Artikulation - und Tipps für dünne Stimmen.

Der Stimme Volumen geben

"Beim Telefongespräch sich wie ein Mensch anhören", lautet der Rat des Kommunikationstrainers Lorenz. "Viele reden wie ein schlecht besprochener Anrufbeantworter." Damit so etwas nicht passiert, sollte möglichst in der individuellen natürlichen Stimmlage gesprochen werden. Das ist die Stimmhöhe, die dem Körper am wenigsten Arbeit macht.

Die Höhe der Stimme hängt von der Größe des Kehlkopfs ab. Je größer er ist, desto tiefer klingt die Stimme. In der natürlichen Stimmlage schwingen die Stimmbänder entspannt, die Stimme hat Volumen, klingt fest und ist damit gut verständlich. Um die eigene Stimmlage zu entdecken, empfiehlt Lorenz die locker gesprochene Aufzählung der Notizen auf dem Einkaufszettel - jeweils unterbrochen durch ein "Mmmm".

Deutliche Aussprache

"Mit einem Stimmtraining können schnelle Erfolge erzielt werden. Man muss allerdings dran bleiben, sonst bleibt es ein Strohfeuer", sagt Karriereberater Wolf. Um eine Stimme zu trainieren, gibt es viele Möglichkeiten. So ist für eine deutliche Aussprache etwa das wiederholte Sprechen von Sätzen mit vielen Vokalen sinnvoll.

Als Übung für die wichtige Bauchatmung kann man sich mit einem Buch auf dem Bauch auf den Rücken legen. Für mehr Lautstärke sorgen zum Beispiel die laut und mit Bauchatmung immer wieder ausgesprochenen Worte: "Hopp, hepp, hupp". Wer eine eher dünne Stimme hat, sollte auf die richtige Atemtechnik sowie auf eine deutliche und akzentuierte Aussprache achten, um gut verstanden zu werden.

Ein "Ähm" vermittelt Unsicherheit

Eine gute Berufsstimme ist laut der Phonetikerin Vivien Zuta sachlich und bestimmt, gleichzeitig aber auch persönlich und freundlich. Dazu gehört ein mittleres Gesprächstempo. Schnelles Sprechen ohne Pausen vermittelt den Eindruck, dass der Gesprächspartner sich nicht wohl fühlt und schnell fertig werden möchte. Zu langsames Sprechen wirkt dagegen einschläfernd. Immer negativ bewertet werden Verzögerungslaute wie "äh" oder "ehm" - sie vermitteln Unsicherheit.

Um die Stimme für ein wichtiges Gespräch oder einen Vortrag vorzubereiten, sollte vorher am besten warmer Tee getrunken werden. Zum Entspannen hilft, fünfmal mit der Hand auf dem Bauch tief ein- und auszuatmen. Kurzes Brummen, Singen oder Sprechen bringt die Stimmbänder in Schwung. Für den Vortrag selbst sollte der Sprecher im Hinterkopf behalten: Immer so reden, als würde man eine spannende Geschichte erzählen.

© dpa/Sabine Maurer - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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