Luftfahrtindustrie:Ein Job für Höhenflüge

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"Flying Laptop" heißt dieser Kleinsatellit, den Studenten der Luft- und Raumfahrttechnik an der Universität Stuttgart entwickelt haben. (Foto: dpa)

Flugzeuge planen, bauen und instand halten: Die Luft- und Raumfahrtindustrie sucht Experten mit und ohne Studium. Affinität zu Mathe und Physik ist aber unabdingbar.

Der Traum vom Fliegen ist so alt wie die Menschheit. Davon profitiert die Luft- und Raumfahrtindustrie, denn eine Beschäftigung in dieser Branche ist für viele weit mehr als nur ein Job. Experten, die in der Luft- und Raumfahrtindustrie arbeiten, sind meist von der Faszination des Fliegens getrieben. Sie sorgen dafür, dass Flugzeuge geplant, gebaut und instand gehalten werden. Der Weg in die Industrie ist mit und ohne Studium möglich, etwa als Ingenieur für Luft- und Raumfahrttechnik oder Techniker für Luftfahrttechnik.

Ingenieure für Luft- und Raumfahrttechnik sind verantwortlich für die Entwicklung von Flugzeugen, Triebwerken, Helikoptern und Satelliten. Sie arbeiten in Zulieferbetrieben, Ingenieurbüros und Forschungseinrichtungen. Für den Beruf müssen sie mindestens ein Bachelorstudium absolviert haben. Das kann ein eigenständiger Studiengang Luft- und Raumfahrttechnik sein oder ein verwandtes Studium wie Maschinenbau mit einem entsprechenden Schwerpunkt. Themen sind Antriebstechnik, Strömungslehre, technische Mechanik und höhere Mathematik.

Affinität für Naturwissenschaften und Technik ist wichtig. "Jemand, der Physik in der Oberstufe abgewählt hat, würde wahrscheinlich nicht glücklich werden", sagt Professor Ewald Krämer. Er ist Dekan an der Fakultät für Luft- und Raumfahrttechnik der Universität Stuttgart. Das Studium beschränkt sich nicht auf den Hörsaal. In Laborpraktika und bei Projekten setzen Studenten das Gelernte in die Praxis um. So berechnen und konstruieren sie schon während des Studiums Bauteile wie Triebwerke.

Viele machen nach dem Bachelor noch einen Master. In der Industrie werden Masterabsolventen geschätzt, erklärt Rolf Ostermeier vom Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie. Er ist außerdem Leiter der Aus- und Weiterbildung APHA beim Instandhaltungsunternehmen MTU Maintenance in Hannover. "Wer bei uns im Engineering starten will, braucht den Master", sagt er.

Bei MTU kommen Ingenieure für Luft- und Raumfahrttechnik etwa in der Entwicklung unter. Dort sind sie zum Beispiel für die Erfindung von hochkomplizierten Überwachungs- und Reparaturmethoden für Triebwerke zuständig. Als einen großen Pluspunkt der Arbeit sieht Ostermeier die Materie an sich: "Wir arbeiten an einem Produkt, das die Leute begeistert." Allerdings erfordert der Beruf auch ein hohes Maß an Mobilität. Geschäftsreisen gehören zum Arbeitsalltag.

Auch ohne Studium kann man in der Luftfahrtindustrie arbeiten. Ein Weg ist die zweijährige Schulung zum staatlich geprüften Techniker in der Fachrichtung Luftfahrttechnik. Diese Weiterbildung, die an staatlichen Gewerbeschulen umsonst ist, können Berufstätige in Vollzeit in zwei bis drei Jahren absolvieren.

Luftfahrttechniker verdienen laut Arbeitsagentur zwischen 3475 und 3806 Euro im Monat

Voraussetzung dafür ist in der Regel eine abgeschlossene Ausbildung in der Metall- und Elektroindustrie sowie ein Jahr Berufserfahrung. In der Fachschule steht unter anderem Flugzeugbau, Antriebs- und Systemtechnik sowie die Konstruktion, Wartung und Instandhaltung von Flugzeugen auf dem Stundenplan. Deshalb sind vor allem gute Kenntnisse in technischem Zeichnen und Mathematik wichtig, erläutert Arne Göpelt von der Gewerbeschule 15 in Hamburg.

An der Gewerbeschule in Hamburg wird gerade von fächerbasiertem Unterricht auf sogenannte Lernfelder umgestellt. "Da gibt es eine Problemstellung, für die die Schüler disziplinübergreifend Lösungsstrategien entwickeln", sagt Göpelt. So könne es zum Beispiel sein, dass sie die Größe einer Schraube festlegen müssen, die dann an einer speziellen Stelle im Flugzeug verbaut werden kann. Auch Fächer wie Sprachen und Wirtschaft stehen auf dem Lehrplan. Gerade gute Englischkenntnisse sind wichtig für die Arbeit, da man im Beruf oft mit englischsprachiger Fachliteratur zu tun hat.

Anschließend an die Weiterbildung arbeiten die Techniker in der Luftfahrtindustrie. Unter anderem entwickeln sie dort Luftfahrzeugteile, optimieren Produktionsprozesse und planen und überwachen Fertigung und Montage.

Ein beispielhafter Bruttomonatslohn für Luftfahrttechniker liegt laut Arbeitsagentur zwischen 3475 und 3806 Euro. Auch für Techniker gehören Geschäftsreisen zum Job dazu.

Die Chancen auf dem Arbeitsmarkt sind für Techniker gut. "Es gibt Berge und Täler. Es kommt darauf an, wann man einsteigt", sagt Göpelt von der Gewerbeschule. Wichtig sei, den Markt laufend zu beobachten. Wer sich weiterbilden möchte, muss nicht mit dem Technikerabschluss aufhören. Danach kann man ohne schulische Hochschulzugangsberechtigung studieren und einen Bachelor machen - in Luft- und Raumfahrttechnik zum Beispiel.

© SZ vom 18.07.2015 / Johannes Laubmeier, dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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