Karriereplanung:So präsentieren Sie sich in Karrierenetzwerken

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Sag wenig, aber viel: Zahlen und Fakten ergänzen das Profilbild in Karrierenetzwerken (Foto: Illustration Jessy Asmus)

Nutzer von Xing, LinkedIn und Co. wollen von Headhuntern gefunden werden - und machen es ihnen oft unnötig schwer. Sieben Schritte zum perfekten Jobprofil.

Von Larissa Holzki

Die deutschen Mitglieder der Plattform LinkedIn präsentieren sich am liebsten mit den Begriffen "spezialisiert", "Führungsqualitäten" und "strategisch". Mehr als neun Millionen Menschen im deutschsprachigen Raum nutzen das Portal bereits, um sich beruflich zu vernetzen und vor Personalern zu präsentieren. Erfolg versprechen die erwähnten Begriffe dabei aber nicht. "Wenn ich einen IT-Fachmann brauche, gebe ich "html" und "javascript" ein", sagt Christian Pape. Der Personalberater sucht seit 25 Jahren für seine Kunden Fach- und Führungskräfte. Was neben den Schlüsselqualifikationen sonst noch auf Xing- und LinkedIn zählt, erklären drei Personalvermittler.

Aussagekraft statt Worthülsen

Ein Headhunter, der bei Xing einen Geschäftsführer im Segment Immobilienmanagement sucht, findet mehr als 2500 Einträge. In wenigen Sekunden entscheidet er, wer in die nähere Auswahl kommt. "Das ist wie bei Tinder, die meisten wischt man einfach weg", sagt Pape. Wichtig ist deshalb der Kopf des Profils. Alle Personalsucher betonen die Bedeutung der aktuellen Position. Was Ihnen dabei wichtig ist: "Die Beschreibung der Aufgaben ist aussagekräftig und verständlich formuliert", sagt Lutz Rachner von der Personal- und Managementberatung Kienbaum Consultants International.

Jeder guckt auf's Foto

Auch wenn oft etwas anderes behauptet wird: Personalberater achten immer noch auf das Foto. "Wenn ich jemanden suche, der eine Firma oder ein Produkt repräsentieren soll, kommt es auch auf das Aussehen an", sagt Pape. Wer kein Bild hochlädt, macht sich verdächtig. Das Profilfoto muss kein Bewerbungsfoto vom Fotografen sein, sollte aber zum beruflichen Kontext passen, da sind sich die Headhunter einig. "Ein Maschinenbauer kann sich auch an einer Anlage präsentieren, wenn das Foto professionelle Qualität hat", sagt Rachner. Wenn es zum Menschen passt, sind auch verschränkte Arme und bunte Fotos okay, findet Pascal Schattner. Als Produktmanager hat er für Mercedes hunderte Bewerbungen gesichtet.

Das Ziel vor Augen haben

Seit Mai 2016 hilft Schattner mit seinem Startup CareerDocs nach Feierabend Bewerbern bei der Optimierung von Xing-Profilen, Lebensläufen und Präsentationen. Von jedem seiner Kunden will er zuerst wissen, wo er hinwill.

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"Ich halte nichts von zu allgemeinen Profilen, mit denen man sich überall bewerben kann", sagt Schattner. Wenn jemand in die Automobilbranche wolle, solle er das signalisieren - zum Beispiel mit dem Bild eines Fahrzeugs auf dem Hintergrundbild der LinkedIn-Seite.

Weniger Worte, mehr Zahlen

"Das perfekte Profil ist faktenorientiert, knapp und präzise", sagt Rachner. Seine Faustregel: Je Kategorie genügen vier bis sechs Stichworte. "35 Kompetenzen empfinde ich als unglaubwürdig, ich kann dann keine seriöse Bewertung vornehmen." Auch Pascal Schattner ist ein Fan von Fakten und Übersichtlichkeit. Aufgaben müssen chronologisch passen und sollen in Stichworten oder kurzen Sätzen beschrieben werden. "Auch Zahlen machen sich gut: Verantwortlich für zehn Leute, Umsatzziele bis fünf Millionen Euro", sagt Schattner.

Ein bisschen übertreiben ist okay

Christian Pape hat nichts dagegen, wenn Xing- und LinkedIn-Nutzer offensiv vorgehen. "Ich würde nicht nur reinschreiben, was ich kann, sondern auch, was ich tun möchte", sagt er. Am Ende sei die Persönlichkeit ausschlaggebend. Fachwissen könne man den Kandidaten noch beibringen. Frauen sollten keine Angst haben, anzuecken. "Die dürften generell gerne etwas mehr preisgeben", sagt er.

Nicht suchen, sondern gefunden werden

Auf keinen Fall sollten sich die Nutzer von Karrierenetzwerken als Jobsuchende outen. "Wir wollen erfolgreich Beschäftigte jagen, die wir überzeugen müssen", sagt Pape. Wer aktiv sucht, hat in einer Zeit mit rekordverdächtig geringer Arbeitslosigkeit aus Sicht der Personalberater also schon etwas falsch gemacht. Pape wird deshalb schon misstrauisch, wenn ein Profil sehr detailliert ist. "Da frage ich mich, ob der Kandidat nichts Wichtigeres zu tun hat." Lücken im Lebenslauf sollen selbstbewusst dargestellt werden. "Auszeit in Neuseeland" sei für viele Kunden kein Ausschlusskriterium mehr, sagt Rachner.

Die Facebook-Falle

Bevor Lutz Rachner seine Xing- und LinkedIn-Kandidaten dem Kunden vorschlägt, müssen sie den Social-Check überstehen. Zuletzt strich er danach einen Anwalt von seiner Liste: Der posierte auf Facebook zwischen zwei leicht bekleideten Damen auf der Motorhaube eines Hummers. Da hilft auch das schönste Xing-Profil nicht.

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