Innovationsindikator 2009:Schlechtes Klima für Erfinder

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Mittelmäßiges Bildungssystem, zu wenig Risikokapital: In Deutschland lassen sich neue Ideen nur schwer umsetzen. Kreative Köpfe haben es in anderen Ländern leichter.

Silke Bigalke

Deutschland ist weniger innovativ als andere Industrieländer. Unternehmer und Gründer haben es hierzulande schwerer, an Kapital für innovative Projekte zu kommen, urteilt eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW). Aber auch Mängel des Bildungssystems hemmen den Forschern zufolge die deutsche Innovationskraft.

Schlechte Voraussetzungen für innovative Ideen: In Deutschland mangelt es am Bildungssystem und am Risikokaptial. (Foto: Foto: ddp)

Kreative Köpfe haben es in Deutschland schwerer als in vielen anderen Industriestaaten. Denn Ideen für neue Produkte werden im Ausland besser gefördert. Das ist einer der Gründe, warum Deutschland in der Rangliste des "Innovationsindikators 2009" nur im Mittelfeld auf Platz 9 landet. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung vergleicht seit 2005 jährlich die Innovationsfähigkeit der 17 führenden Industrienationen. Spitzenreiter 2009 sind die USA, gefolgt von der Schweiz. Deutschland rutscht zum Vorjahr einen Platz ab, sein Abstand zu den besser platzierten Staaten wird größer. Das DIW hat das Ranking in Auftrag des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) und der Deutschen Telekom Stiftung erstellt.

Für die Wertung hat es die Voraussetzungen für Forschung und Entwicklung, sowie deren Ergebnisse berücksichtigt. Bildungsausgaben oder die Zahl der Wissenschaftler gehen ebenso in das Ranking ein wie etwa die Umsätze von Spitzentechnologie-Unternehmen oder die Zahl der Patentanmeldungen. Dabei stellte sich heraus: Deutschland ist besonders schwach, wenn es um die Voraussezungen für Innovationen geht.

Ein schwerwiegendes Probleme ist laut Studie, dass Unternehmen und Gründer hierzulande nur schwer an Kapital für innovative Projekte kommen. Deutschland landet in diesem Punkt nur auf Platz 14 des Rankings. Experten fürchten, dass die Finanzkrise das Problem weiter verschärfen könnte. BDI-Präsident Hans-Peter Keitel sieht erhöhten Handlungsbedarf. "Wir hoffen, dass die neue Bundesregierung zügig eine steuerliche Forschungsförderung einführt, wie sie in fast allen innovativen Industrieländern üblich ist", sagte er. Deutsche Forscher arbeiten mit den gegebenen Mitteln besonders effizient, aus ihrer Forschung wird also besonders häufig ein Produkt.

Abhängig vom Geld der Banken

Das Problem ist jedoch, dass deutsche Unternehmen eine vergleichsweise geringe Eigenkapitalquote haben. Sie sind bei der Umsetzung neuer Produkte deshalb vom Geld der Banken abhängig, sagt Michael Liecke, Referatsleiter für Fragen der Forschungs- Wirtschaftspolitik beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK). "Innovationen sind immer risikobelastet und deutsche Banken derzeit eher risikoscheu", sagt Liecke. Er wünscht sich von den Banken, dass sie stärker die Perspektiven eines neuen Produktes berücksichtigen, als nur auf die Unternehmens-Bilanz zu schauen. In Ländern wie den USA oder der Schweiz finanzieren neben den Banken auch große Unternehmen kleine Firmen mit guten Ideen. "In Deutschland ist der Markt für dieses Wagniskapital verschwindend gering", sagt Liecke.

Ein weiterer Schwachpunkt ist laut DIW das deutsche Bildungssystem. Hier verbessert sich Deutschland im Ranking zwar um drei Ränge auf Platz 12, aber nur weil andere Länder abgerutscht sind. Deutschland geize immer noch bei den Ausgaben, heißt es in der Studie. Demnach gab die Bundesrepublik für jeden Schüler oder Studenten 7869 Dollar im Schnitt pro Jahr aus. Spitzenreiter USA zahlten 12000 Dollar pro Kopf.

Mäßige Schulbildung

Auch die Qualität der Schulbildung und die Leistungsfähigkeit der Hochschulen schnitten mäßig ab. Um die Qualität zu verbessern, fordern DIW und BDI eine Zusammenarbeit von Bund und Ländern. Das Kooperationsverbot aus der Föderalismusreform soll weg. "Es muss eine staatliche Innovationspolitik geben, die über die kurzfristigen Konjunkturpakete hinausreicht", fordert DIW-Innovationsexperte Christian von Hirschhausen. Die Forscher warnten die Bundesregierung und die Wirtschaft zudem davor, ihre selbstgesteckten Ziele in der Bildung zu verfehlen. Um die Versprechen des Bildungsgipfels zu erfüllen, seien "erhebliche Mehrausgaben der Unternehmen und des Staates nötig, die bei mindestens 30 Milliarden Euro jährlich liegen dürften", sagte Hirschhausen.

© SZ vom 22.10.2009/holz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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