Schwäbisch Halls Joboffensive in Portugal:26 Jobs aus 15.000 Bewerbungen

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Es klang wie eine tolle Idee: Schwäbisch Hall wandte sich bei seiner Suche nach Fachkräften an arbeitslose Portugiesen. Mehr als 15.000 Bewerbungen gingen ein, mancher flog direkt nach Baden-Württemberg. Doch die Bilanz ist ernüchternd.

Vor einem halben Jahr startete Schwäbisch Hall eine Werbeoffensive, die Fachkräfte aus Südeuropa scharenweise in die Stadt locken sollte. Aus den kriselnden Euro-Ländern kamen Journalisten, um sich ein Bild vom Jobangebot zu machen. Die Artikel in den portugiesischen Medien lösten daraufhin einen Bewerberansturm aus. Die Texte nannten direkt die Kontaktdaten des lokalen Jobcenters: schwaebischhall.arbeitgeber@arbeitsagentur.de. "Da mussten viele nur auf die E-Mail-Adresse klicken", sagte Martin Kaspar, der für die Stadt Schwäbisch Hall arbeitet.

Blick auf die Fachwerkhäuser der Altstadt von Schwäbisch Hall: Eine PR-Kampagne sollte Fachkräfte aus Südeuropa in die Stadt locken. (Foto: dpa)

So kamen in der ersten Nacht bereits 2500 Bewerbungen. Für viele Portugiesen wurde Schwäbisch Hall zum Symbol - für die letzte Hoffnung auf einen Job außerhalb ihres krisengeplagten Landes.

Doch die Bilanz der Aktion fällt nun ernüchternd aus. Zwar gingen insgesamt mehr als 15.000 Bewerbungen in der Stadt ein, einen Job haben bisher aber nur 26 Menschen gefunden. "Nachfrage und Angebot passen nicht immer zusammen", sagte Kaspar der Nachrichtenagentur dpa.

Viele Köche und Kellner, aber nur wenige IT-Spezialisten

Erfolgreich waren vor allem jene, die erst gar nicht den Umweg über eine schriftliche Bewerbung nahmen: "65 Portugiesen sind gleich persönlich vorbeigekommen", sagte Kaspar. "Die haben sich ins Auto oder Flugzeug gesetzt und gesagt: 'Hallo, hier bin ich.'" Von diesen spontanen Bewerbern hätten rund 20 auch einen Job bekommen - meistens in der Gastronomie als Köchin, Kellner oder Barkeeper. "IT-Ingenieure erster Klasse" seien bei diesen Bewerbern nicht dabei gewesen, räumte er ein. Unter den sechs Portugiesen, die später über eine klassische Bewerbung vermittelt worden waren, seien allerdings IT-Spezialisten, Elektro- oder Maschinenbauingenieure und Industrie-Mechaniker gewesen.

Insgesamt habe die Agentur für Arbeit in der Flut an Einsendungen mehr als 2000 interessante Bewerber ausgemacht, sagt Emilio Petricca von der Arbeitsagentur der Stadt. Rund 1000 von ihnen seien an die Zentrale Auslands- und Fachvermittlung (ZAV) weitergeleitet worden und könnten damit auch im Rest der Bundesrepublik Erfolg haben.

Auch rund um Schwäbisch Hall gibt es noch Möglichkeiten: Derzeit seien hier etwa 2800 Stellen frei. Die Werbeoffensive habe in Deutschland kaum jemanden auf die freien Stellen in Schwäbisch Hall aufmerksam gemacht, sagte auch Petricca von der Arbeitsagentur. Nur fünf Bewerbungen aus der Bundesrepublik seien eingegangen - darunter zwei von Portugiesen, die bereits in Deutschland lebten.

© Süddeutsche.de/dpa/juha - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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