Bericht der Internationalen Arbeitsorganisation:Europa droht eine "verlorene Generation"

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Bedrohliches Gefühl von Nutzlosigkeit und Nichtstun: Die Jugendarbeitslosigkeit in Europa ist auf einem dramatisch hohen Niveau - und eine Besserung ist nicht in Sicht. Die größte Behinderung bei der Erholung der Arbeitsmärkte sind die Sparmaßnahmen.

Die seit der Finanzkrise dramatisch gestiegene Jugendarbeitslosigkeit verursacht nach Überzeugung von UN-Experten bei Millionen junger Menschen in Europa Hoffnungslosigkeit und das Gefühl sozialer Ausgrenzung. Eine aktive Beschäftigungspolitik für Jugendliche müsse für Regierungen höchste Priorität haben, fordert die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) in ihrem jüngsten globalen Bericht zur Situation junger Leute auf den Arbeitsmärkten (" Global Employment Trends for Youth 2012").

Vor einem Jahr demonstrierten in Spaniens Hauptstadt Madrid die Indignados ("die Empörten"). Damals stand die Arbeitslosigkeit der unter 25-Jährigen in Spanien bei 43 Prozent. (Foto: AFP)

Danach habe sich die Arbeitslosenquote bei den 15- bis 24-Jährigen in der EU und den anderen entwickelten Industrieländern zwischen 2008 und 2011 dramatisch erhöht. Innerhalb von drei Jahren sei sie um 4,7 Prozentpunkte angestiegen. Damit waren 2011 in den untersuchten Ländern 18,1 Prozent der Jugendliochen arbeitslos; 2012 werde die Zahl mit voraussichtlich 18,0 Prozent nur unwesentlich darunter liegen.

Die in Genf ansässige UN-Organisation empfahl den Regierungen einen Ausbau der aktiven Arbeitsmarktpolitik. Der eingeschlagene Sparkurs behindere eine rasche Erholung der Arbeitsmärkte für Jugendliche.

Am weitaus stärksten sei die Jugendarbeitslosigkeit infolge der Krise zwischen 2008 und 2009 gestiegen. Danach habe es aber trotz aller Bemühungen keinen nennenswerten Rückgang mehr gegeben. Zum Teil reflektiere das eine nur schwache Erholung der westlichen Volkswirtschaften seit der Krise. Mittelfristig werde zwar ein leichter Rückgang der Jugendarbeitslosigkeit erwartet, "jedoch wird das Vorkrisenniveau kaum vor 2016 erreicht werden".

Regional ist die Arbeitslosigkeit unter jungen Leuten nach dem ILO-Bericht, der für diesen Dienstag zur Veröffentlichung freigegeben wurde, stark unterschiedlich ausgeprägt. So betrug sie 2008 in Südasien vergleichsweise geringe 8,6 Prozent, im Nahen Osten hingegen 25,7 Prozent. Weltweit hätten mittlerweile fast 75 Millionen junge Menschen keinen Job, vier Millionen mehr als 2007.

Ohne entschlossene Gegenmaßnahmen von Politik und Wirtschaft werde sich daran bis 2016 kaum etwas ändern, warnen die ILO-Experten. Bei Millionen junger Menschen erzeuge die erfolglose Suche nach ordentlicher Arbeit ein Gefühl "von Nutzlosigkeit und Nichtstun".

© Süddeutsche.de/dpa/wolf - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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