Begrüßungs-Knigge:Hackordnung beim Händedruck

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Wie kann eine simple Sache wie Begrüßen nur so kompliziert sein? Wer zuerst einen guten Tag wünscht - und wem man besser gar nicht die Hand schüttelt.

Jutta Göricke

Wie kann eine einfache Sache nur so kompliziert sein? Man begegnet der Assistentin aus der Abteilung Vertrieb auf dem Gang. Die Umgebung ist öde, das allgemeine Klima mal wieder frostig, da möchte man mit einem fröhlich geschmetterten "Guten Morgen!" etwas Wärme in die Umgebung und ins Herz der jungen Dame bringen. Einfach, weil man nicht nur Chef, sondern nebenbei auch ein ganz netter Kerl ist. Vorsicht, Fettnapf in Sicht!

"Guten Tag, mein Name ist": Beim Vorstellungsgespräch sollte man auf keinen Fall forsch auf den Nächstbesten zulaufen. (Foto: picture alliance)

Will man sich kniggekonform verhalten, schweigt man fein still und wartet verbissen darauf, dass die Assistentin schmettert - obwohl sie die Dame und man selbst der Herr ist. Denn im geschäftlichen Umgang wird die Rangordnung nicht vom Geschlecht, sondern von der beruflichen Hierarchie bestimmt. Die untergeordnete Dame hat also die Pflicht, als erste zu grüßen. Das zu wissen, ist wichtig für Frauen im Job. Umso mehr wird es sie freuen, wenn der Chef genug Souveränität hat, auf sein Vorrecht zu verzichten.

Was tun im Vorstellungsgespräch?

Bei einer Dreierkonstellation kann man sich dagegen nicht leisten, souverän zu sein: Betritt ein Mitarbeiter den Raum, in dem sich schon sein Gruppenleiter und eine ältere Sekretärin aufhalten, gilt ganz klar: Zuerst muss er den Chef begrüßen, danach die Sekretärin, Dame hin oder her. Auch ein Vorgesetzter wird erst dem anderen Vorgesetzten die Hand schütteln, bevor er sich der Sekretärin zuwendet. (Chefs, die fremde Sekretärinnen grundsätzlich übersehen, sind natürlich völlig indiskutabel.)

Der nächste Stolperstein: das Händeschütteln. Wenn man zum Beispiel in ein Vorstellungsgespräch geht, sollte man auf keinen Fall forsch auf den Nächstbesten zulaufen und ihm die Hand zum Gruße reichen, auch wenn man unbedingt demonstrieren will, wie dynamisch man ist. Schließlich weiß man da ja noch gar nicht, wer wo in der Hierarchie steht - man würde also möglicherweise falsch schütteln. Korrekt ist, "Guten Tag, mein Name ist ..." zu sagen und dann abzuwarten, was passiert. Irgendjemand wird einem dann schon die Hand geben.

Ein mutiger Sprung in den Napf

Befindet man sich gerade im Gespräch mit einem Geschäftspartner und es kommt ein Kollege dazu, den der Partner nicht kennt, gilt: Guest first. Der Gast hat Vorrang, ihm muss vorgestellt werden. Und was ist, wenn nicht der Kollege, sondern der Chef sich hinzugesellt? Schwierig, schwierig. Da bleibt nichts anderes als sensibles Austarieren und ein mutiger Sprung in den Napf. In welchen, entscheidet sich danach, wer einem empfindlicher erscheint (oder wer für die Zukunft wichtiger ist): der Chef oder der Geschäftspartner.

Auf der nächsten Seite: Was tun bei der Einladung zum Dinner beim Vorgesetzten - inklusive Verlobtem.

Bloß keine steife Korrektheit

Ganz heikle Situation für den Ungeübten: Die Einladung zum Dinner beim Vorgesetzten - und den Verlobten soll man auch mitbringen. Wer stellt hier wen vor? Zum Glück wissen die Experten vom Etiketteportal knigge.de, wo es langgeht: Zuerst stellt der Chef der Mitarbeiterin seine Frau vor. Dann präsentiert die Mitarbeiterin der Gattin ihren Verlobten, der Chef selbst kommt erst danach an die Reihe. Alles klar?

Um den Nachwuchs der Gastgeber muss der Besuch sich keine Sorgen machen. Es ist Aufgabe der Eltern, die Kinder vorzustellen und ihnen zu erklären, mit wem sie es zu tun haben. "Schau, Franzi, das ist die junge, aufstrebende Frau Neumann, mit der ich noch viel vorhabe - je nachdem, wie gut sie sich heute Abend mit dem Hummer schlägt."

Wichtig ist vor allem, nicht zu verkrampfen. Es ist allemal besser, die Reihenfolge von Gattin und Verlobtem durcheinanderzubringen, als den Abend mit steifer Korrektheit zu verderben. Ein hübscher Blumenstrauß für die Dame des Hauses rettet über vieles hinweg - aber bitte um Himmels willen keine roten Rosen schenken!

© SZ vom 7.3.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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