Auslandssemester:Gut fürs Selbstbewusstsein

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Nach ihrer Uni-Zeit in Spanien traut sich die Medizinstudentin Anja Truffner noch weiter weg von zu Hause: Sie möchte einen Teil ihres praktischen Jahrs in Uruguay verbringen. (Foto: privat)

Individuelle Rückschau: Medizin-Studentin Anja Truffner erzählt, was sie tun musste, um über das Erasmus-Programm nach Spanien zu gehen und was ihr der Aufenthalt gebracht hat. Jetzt möchte sie in Uruguay weiterlernen.

Interview von Bärbel Brockmann

Anja Truffner studiert im zwölften Semester Medizin an der Universität Tübingen. Bevor die 25-Jährige ihr praktisches Jahr anfing, studierte sie im Wintersemester 2016/17 über das Erasmus-Programm vier Monate am Campus Alicante der UMH-Universität in Spanien. Truffner will im nächsten Sommer ihr Examen ablegen.

SZ: Sie sind vergleichsweise spät ins Ausland gegangen, woran liegt das?

Anja Truffner: Da ich eine Doktorarbeit angefangen hatte, und mich diese sehr in Anspruch nahm, konnte ich nicht weg. Dann fand ich heraus, dass man Erasmus sogar noch kurz vor dem Examen machen kann.

Was mussten Sie tun, um ins Ausland zu kommen?

Man muss sich zu den offiziellen Fristen bewerben und sagen, welches Land und welche Uni man bevorzugt. Für mich war schnell klar, dass ich nach Spanien möchte, weil ich auch mein Spanisch verbessern wollte. Wenn man zugelassen wurde, muss man sich bei der Universität im Ausland bewerben. Ich habe zum Glück einen der beiden Plätze bekommen, die die Uni Alicante für Medizin-Studenten aus Tübingen pro Semester freihält. Zuvor musste ich noch ein Motivationsschreiben verfassen, einen Sprachnachweis erbringen und verschiedene Anmeldebögen ausfüllen.

Das hört sich nach viel Aufwand an.

Das kann einen auf jeden Fall abschrecken. Ich war am Anfang auch oft ratlos. Mal fehlte hier eine Unterschrift, dann war da wieder eine Frist einzuhalten und dann war wieder unklar, in welchem Büro welches Formular eingereicht werden musste. Mir hat geholfen, dass meine Mitbewohnerin kurz vorher auch ein Erasmus-Semester gemacht hat, und ich sie fragen konnte. Man kann sich natürlich auch an die Erasmus-Koordinatoren seiner Hochschule wenden, aber es ist der längere Weg.

Wie lief es mit der Zimmersuche?

Bei uns an der Uni muss jeder Erasmus-Student einen ausführlichen Bericht schreiben. Die Berichte kann man sich ansehen. Ehemalige, die in Alicante waren, haben darin Empfehlungen gegeben, zum Beispiel, wie die Websites für die Zimmersuche in Spanien heißen. Ich hatte das Glück, dass eine Kommilitonin ein Semester vor mir in Alicante war, und ich ihr Zimmer bekam. Grundsätzlich funktioniert die Zimmersuche wie in Deutschland.

Konnten Sie sich ihre Studien anrechnen lassen?

Es ist nicht so leicht, sich etwa anrechnen zu lassen, wenn man nicht in einem Bachelor- oder Masterstudiengang ist. Wir haben in der Medizin keine Creditpoints. Wir können uns auch keine Teilleistungen anrechnen lassen, sondern normalerweise nur ganze Kurse. Aber wir haben Wochenpraktika, die werden teilweise anerkannt. Solche Praktika waren in Alicante allerdings für ausländische Studenten gesperrt. Deswegen habe ich das belegt, was mich interessiert und was ich gerne vertiefen wollte, weil vor dem Examen auch eine Wiederholung gut ist.

Erasmus war also möglich, obwohl vorher klar war, dass Sie sich nichts anrechnen lassen konnten?

Ja, das war möglich. Ich musste natürlich Kurse belegen und das nachweisen, aber ich war nicht dazu verpflichtet, sie mir anrechnen zu lassen. Ich glaube, da hat jede Uni ihre eigenen Regeln.

Was hat Ihnen der Aufenthalt gebracht?

Ich habe einen guten Einblick in das System der Lehre in Alicante, in das Klinikwesen und in die Patientenversorgung bekommen. Außerdem habe ich mich mit vielen Studenten aus verschiedenen Ländern ausgetauscht, natürlich auch mit Medizinstudenten. Viele planten Praktika im weiter entfernten Ausland. Das hat mich darin bestärkt, mich zu bewerben: Durch einen Kommilitonen aus Uruguay bin ich auf die Idee gekommen, einen Teil meines praktischen Jahrs dort zu absolvieren. Ich habe bereits die Zusage eines Klinikums. Das hätte ich mir vorher nicht zugetraut. Dabei hilft mir, dass ich heute im Spanischen viel sicherer bin. Außerdem war es eine tolle Erfahrung, einmal weit weg von zu Hause, der Familie und den Freunden allein zurechtzukommen.

© SZ vom 09.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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