Gehälter von Männern und Frauen:4,39 Euro machen den Unterschied

Lesezeit: 1 min

Frauen verdienen in Deutschland immer noch deutlich weniger als Männer. Im vergangenen Jahr betrug die Differenz bei den durchschnittlichen Stundenlöhnen 22 Prozent. Und das ist nicht immer begründet.

Frauen verdienen in Deutschland deutlich weniger als Männer. Die Differenz bei den durchschnittlichen Stundenlöhnen betrug 2012 wie in den Vorjahren 22 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden mitteilte. Mit einem Brutto-Stundenlohn von 15,21 Euro lagen die Frauen deutlich hinter den Männern, die auf 19,60 Euro kamen. Das macht einen Unterschied von 4,39 Euro pro Stunde.

Die Differenz hat sich seit 2006 kaum verändert. Etwa zwei Drittel davon erklären die Statistiker mit strukturellen Gründen: Frauen arbeiten eher in schlechter bezahlten Berufen, in Teilzeit und im Schnitt auf niedrigeren Führungsstufen. Das letzte Drittel der Lohnlücke zwischen den Geschlechtern lässt sich daraus aber nicht erklären.

Der verbleibende Wert lag 2010 bei sieben Prozent, neuere Angaben liegen noch nicht vor. Das heißt, dass Frauen bei gleicher Qualifikation und Tätigkeit sieben Prozent weniger verdienen als Männer. Als mögliche, aber unbelegte Gründe nennt das Bundesamt familienbedingte Erwerbspausen, die Frauen in ihrer Karriere zurückwerfen könnten. Außerdem seien Frauen bei Gehaltsverhandlungen möglicherweise zurückhaltender.

Forderung nach "geschlechtergerechtem Tarifsystem"

Die schlechteren Einkommens- und Karriereaussichten dürften nicht den Frauen angelastet werden, schreibt die Präsidentin der Organisation "Business and Professional Women" in Deutschland, Henrike von Platen. Der Arbeitsmarkt sei nach wie vor auf männliche Erwerbsbiografien zugeschnitten. In einem Gastbeitrag für die Frankfurter Rundschau verlangt von Platen ein "geschlechtergerechtes Tarifsystem", das die Leistung von Frauenberufen auch finanziell abbilde. Besonders benachteiligt seien die vielen Frauen im Gesundheitssystem. Die Politik setze zudem mit Ehegatten-Splitting, Mini-Jobs und Betreuungsgeld falsche Anreize.

Von Platen brachte 2008 den "Equal Pay Day" nach Deutschland. Der Tag soll den Zeitpunkt markieren, bis zu dem Frauen zusätzlich arbeiten müssten, um auf das Entgelt zu kommen, das Männer bereits am Ende des Vorjahres in der Tasche hatten. In diesem Jahr fällt er auf den kommenden Donnerstag (21. März).

© Süddeutsche.de/dpa/jobr - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: