Infektionskrankheit:WHO: Gelbfieber ist noch kein Notfall

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Die Gelbfiebermücken übertragen auch das Zika- und Denguevirus. (Foto: dpa)

Die WHO nennt den Gelbfieberausbruch in Afrika ernst, ruft aber keinen globalen Seuchenalarm aus.

Von Berit Uhlmann

Erst Angola, dann die Demokratische Republik Kongo, China, Kenia und - unabhängig davon - Uruguay: Seit Dezember meldeten diese Staaten fast 2400 Verdachtsfälle auf Gelbfieber, mehr als 200 Menschen starben. Dennoch stelle die Entwicklung momentan noch keinen globalen Gesundheitsnotfall dar, entschied die Weltgesundheitsorganisation WHO am Donnerstagabend. Die Situation sei aber ernst.

Beunruhigend ist, dass das durch Mücken übertragene Gelbfieber-Virus in Angola und im Kongo große Städte erreicht hat. In bevölkerungsreichen Gebieten ist der Erreger nur schwer kontrollierbar und kann sich über das Verkehrsnetz leicht in andere Länder ausbreiten. Für einen solchen Flächenbrand würden die Impfstoffreserven der Weltgemeinschaft nicht ausreichen.

Die WHO glaubt, im Moment über genügend Impfstoffe zu verfügen, um den Ausbruch zu stoppen. "Eine Herausforderung wird es aber sein, falls es neue explosive Ausbrüche in anderen Städten gibt", sagte der stellvertretende WHO-Generaldirektor Bruce Aylward. Vorsorglich hat die Organisation die vier Produzenten für Geldfieberimpfstoffe beauftragt, mehr zu produzieren. Bis Ende August sollten 17 bis 18 Millionen Dosen zur Verfügung stehen. Der Impfstoff kostet pro Dosis 1 Dollar und bewirkt einen lebenslangen Schutz.

Angola ist mit bislang 2267 Verdachtsfällen am stärksten vom Gelbfieber betroffen. Die meisten Infizierten leiden unter Fieber, Kopfschmerzen und Übelkeit, die nach einigen Tagen von allein wieder abklingen. Doch etwa etwa 15 Prozent der Patienten erleiden Komplikationen: Die Körpertemperatur steigt sehr hoch, der Herzschlag verlangsamt sich. Es kann zu Blutungen in verschiedenen Organen kommen. In dieser Phase stirbt jeder Zweite.

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Für Deutschland ist die Gefahr eines Ausbruchs gering. Die Gelbfiebermücke, die das Virus überträgt, kommt hierzulande nicht vor. Dem Robert Koch-Institut wurde 1999 zum letzten Mal eine Gelbfieber-Infektion gemeldet.

Der Gelbfieber-Ausbruch trifft die WHO in einer schwierigen Phase. Die 2017 scheidende Generalsekretärin Margaret Chan muss sich immer wieder vorwerfen lassen, den Seuchenalarm während der Ebola-Epidemie zu spät ausgelöst zu haben. Mit Blick auf dieses Versäumnis appellierten erst am Mittwoch Public-Health-Experten an die WHO-Mitgliedsstaaten, "genau zu überlegen, welchen Typ Generaldirektor sie künftig an der Spitze der WHO sehen wollen". Ein "Business as usual" dürfe es nicht länger geben.

Der Notfall wird ausgerufen, wenn ein Gesundheitsproblem schwerwiegend und unerwartet ist, wenn es sich auf andere Länder auszudehnen droht und die Frage nach Reise- und Handelsbeschränkungen aufwirft. Dieser höchste Alarm wurde 2005 in die Regularien der WHO eingeführt. Seither wurde er viermal angewandt: während der Ausbrüche von Schweinegrippe, Ebola und Zika sowie angesichts der wiedererstarkten Kinderlähmung.

© SZ vom 20.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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