Lebendspende:Geschenktes Leben

Der SPD-Politiker Frank-Walter Steinmeier brachte das Thema einer breiten Öffentlichkeit nahe, als er seiner Frau eine Niere spendete. Die Organspende kann auch zu Lebzeiten erfolgen - und hat bessere Prognosen als die Transplantation von Organen Verstorbener. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Lebendspende.

Wer darf zu Lebzeiten Organe spenden?

Sofern kein Spenderorgan eines Toten zur Verfügung steht, dürfen Verwandte ersten oder zweiten Grades spenden. Das gleiche gilt für Ehegatten, Verlobte oder anderen Personen, die dem Empfänger "in besonderer persönlicher Verbundenheit offenkundig nahe stehen", wie es das Transplantationsgesetz formuliert. Der Spender muss volljährig und umfangreich aufgeklärt worden sein. Er muss schriftlich in die Organentnahme einwilligen. Eine Ethikkommission überprüft, ob die Spende freiwillig und unentgeltlich erfolgt. Dieser Kommission gehören laut Gesetz ein Arzt, eine Person "mit der Befähigung zum Richteramt" und "eine in psychologischen Fragen erfahrene Person" an. Der Arzt darf weder an der Entnahme noch an der Übertragung von Organen beteiligt sein.

Außerdem muss der Spender körperlich wie seelisch gesund sein. Blut- und Gewebemerkmale von Spender und Empfänger müssen übereinstimmen. Dies wird durch eine Blutentnahme überprüft.

Welche Organe können zu Lebzeiten gespendet werden?

In der Regel wird eine Niere gespendet. Etwa jede fünfte Nierentransplantation geht auf eine Lebendspende zurück. Selten wird auch ein Teil der Leber transplantiert. Die Leber regeneriert sich leicht, so dass der Verlust eines Teils keine dramatischen Auswirkungen hat. Umfangreiche Erfahrungen fehlen aber bei dieser Form der Spende.

Welche Erfolgsaussichten hat die Lebendspende einer Niere?

Die Prognose ist besser als nach der Spende eines Toten, weil der Zeitraum zwischen Entnahme und Verpflanzung kürzer und der Eingriff planbar ist. Verschiedenen Erhebungen zufolge arbeitet die Niere nach einer Lebendspende in etwa 85 bis 90 Prozent aller Fälle auch im Körper des Empfängers zuverlässig. Wird das Organ eines Verstorbenen verpflanzt, liegt diese Rate bei etwa 75 Prozent.

Womit die Spender rechnen müssen

Welche Folgen hat die Organentnahme für den Spender?

Die Spende setzt eine Operation in Vollnarkose voraus. Der Schnitt ist nach Angaben der Stiftung Lebendspende etwa 14 bis 20 Zentimeter lang. In einigen Transplantationszentren kann das Organ auch minimal-invasiv über einige kleine Schnitte entfernt werden.

Der Spender kann postoperative Schmerzen haben. Schwere Nebenwirkungen treten in weniger als drei Prozent aller Fälle auf. Langfristig ist möglicherweise das Risiko für Bluthochdruck erhöht. In der Regel kann der Mensch mit nur einer Niere ebenso lange leben wie mit beiden Organen.

Der Spender muss bis zu zehn Tage in der Klinik bleiben. Abhängig von seiner Arbeitsbelastung muss er sich zwischen einem bis drei Monaten zuhause erholen.

Emotional wirkt sich die Lebendspende für beide Partner oft postitiv aus. Die Stiftung Lebendspende zitiert eine Schweizer Studie, nach der 98 Prozent der Spender mit ihrer Entscheidung langfristig zufrieden waren. In vielen Fällen habe die Innigkeit der Beziehung durch das geschenkte Organ noch zugenommen.

Was ändert sich durch das neue Transplantationsgesetz für Lebendspender?

Wer einem anderen Menschen zu Lebzeiten ein Organ spendet, wird durch die Neuregelungen des Transplantationsgesetzes besser abgesichert. Arbeitnehmer erhalten eine Entgeltfortzahlung für sechs Wochen. Bei Komplikationen können weitere Ansprüche bei der Kasse des Organempfängers geltend gemacht werden.

Mehr zum Thema erfahren Sie in unserem Ratgeber Organspende.

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