Krankenkassen-Studie:Erfolg der Darmkrebs-Vorsorge

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Weniger ausgedehnte Operationen, kürzere Klinikaufenthalte, geringere Sterberate: Darmkrebs nimmt offenbar seltener einen schweren Verlauf.

Von Nina von Hardenberg

Darmkrebserkrankungen in Deutschland nehmen offenbar seltener als früher einen schwerwiegenden Verlauf. Darauf deutet ein Bericht der Krankenkasse Barmer GEK hin, der am Dienstag in Berlin vorgestellt wurde. Demnach kommt es in Krankenhäusern deutlich seltener zu Darmkrebsoperationen. So sei die Zahl der mittelgroßen Operationen zwischen 2005 und 2012 um 24 Prozent zurückgegangen, die ausgedehnten Eingriffe gingen um immerhin fünf Prozent zurück.

Die Leiterin der Studie Eva Maria Bitzer vom Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitssystemforschung erklärte diesen Rückgang mit einer besseren Früherkennung bei Darmkrebs. Zwar komme der Krebs in der Bevölkerung nicht seltener vor als früher, "wir gehen aber davon aus, dass Darmkrebs und seine Vorstufen öfter so früh erkannt werden, dass eine Behandlung im Krankenhaus nicht mehr nötig ist", sagte sie in Berlin. Auch die Zahl der Chemotherapien und Strahlenbehandlungen ging laut Studie zurück. Dies läge aber vor allem daran, dass viele Patienten sich inzwischen lieber bei einem niedergelassenen Arzt behandeln ließen.

Darmkrebs gehört zu den häufigsten Krebsarten. Im Jahr 2011 erkrankten etwa 35.000 Männer und 30.000 Frauen daran. Betroffen sind vor allem ältere Menschen, mehr als die Hälfte der Kranken war älter als 70 Jahre alt, nur etwa 10 Prozent jünger als 55. Nach wie vor verläuft die Krankheit in vielen Fällen tödlich. Von den Patienten, die im Krankenhaus behandelt werden müssen, leben fünf Jahren nach Entlassung noch etwas mehr als die Hälfte.

Die Krankenkassen werben deshalb seit vielen Jahren für Früherkennungsuntersuchungen, mit denen schon kleine Wucherungen im Darm erkannt und entfernt werden können. So können Menschen zwischen 50 und 54 Jahren jährlich einen Test auf verstecktes Blut im Stuhl durchführen lassen.

Ab dem Alter von 55 hat jeder Kassenpatient zudem Anspruch auf eine Darmspiegelung. Ein Angebot, was nach Angaben von Arno Theilmeier vom Verband der niedergelassener Gastroenterologen in den vergangenen zehn Jahren sehr viele Menschen angenommen haben. "Da haben wir schon ganz schön viel erreicht", sagt er. Deshalb sei es auch vorstellbar, dass sich nun die ersten Erfolge zeigten. Allerdings könnten sich hinter den gesunken Operationen zusätzlich auch andere Effekte verbergen, etwa das sich die Operationstechniken verbessert hätten und deshalb heute möglicherweise weniger häufig nachoperiert werden müsse.

Dass sich die Behandlung von Darmkrebs insgesamt deutlich verbessert hat, zeigen nach Ansicht von Experten auch die aktuellen Daten des Robert-Koch-Instituts (RKI), wonach zuletzt weniger Menschen an Darmkrebs verstorben sind. In den letzten zehn Jahren ist die Sterberate laut RKI um mehr als 20 Prozent zurück gegangen. Verantwortlich dafür ist aber nicht nur die bessere Früherkennung sondern auch zum Beispiel bessere Operationsmethoden und eine präzisere Bestrahlung.

Gleichzeitig sind laut Barmer Studie noch immer viele Patienten mit der Behandlung unzufrieden. Zu dem Report gehörte auch eine schriftliche Befragung an der sich gut 800 Patienten beteiligten. Ein Drittel klagte über Komplikationen wie schlecht heilende Wunden oder Darmverschluss. Viele erlebten zudem Scham und soziale Einschränkungen durch die Krankheit. Sie hätten sich zudem mehr Hilfe des Arztes bei der Bewältigung der Krankheit gewünscht.

Die Barmer GEK will künftig noch stärker über die Möglichkeiten von Frühuntersuchungen aufklären. Dazu sind laut Gesetz von 2017 an ohnehin alle Kassen verpflichtet. Der Gemeinsame Bundesausschuss aus Krankenkassen, Kliniken und Ärzten soll Vorgaben machen, in welchem Rhythmus Versicherte zu den Vorsorgeuntersuchungen eingeladen werden sollen. Einige Kassen haben damit aber schon alleine angefangen. Sie schreiben etwa die über 55-jährigen Versicherten an und informieren sie über ihren Anspruch auf Darmspiegelung.

© SZ vom 24.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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