Kampf gegen Malaria:Mit Lichtblitzen zum billigen Medikament

Lesezeit: 1 min

Ein wichtiges Mittel gegen Malaria ist Artemisinin, das aufwendig und teuer aus einer Pflanze gewonnen wird. Potsdamer Forscher haben nun eine Methode entwickelt, um den Stoff günstiger herzustellen.

Katrin Blawat

Bei der Bekämpfung der Malaria stellt sich ein Problem, das im Zeitalter der Biotechnologie geradezu anachronistisch anmutet. Es gibt zwar die Substanz Artemisinin, die oft gut gegen die Krankheit wirkt. Bislang aber muss der Wirkstoff aus einer Pflanze, dem Einjährigen Beifuß, gewonnen werden. Das ist aufwendig, teuer und ineffizient.

Der Einjährige Beifuß wird im Kampf gegen die Malaria eingesetzt. (Foto: AFP)

Biotechnisch oder chemisch hergestellte Artemisinin-Präparate sind bislang nicht auf dem Markt. Dies könnte sich vielleicht noch in diesem Jahr ändern. Das zumindest hoffen François Lévesque und Peter Seeberger vom Potsdamer Max-Planck-Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung.

Die Forscher beschreiben in der Fachzeitschrift Angewandte Chemie (online) einen Mechanismus, um den Wirkstoff aus einem Abfallprodukt der derzeitigen Artemisinin-Produktion zu synthetisieren.

Unter anderem mit Hilfe von Lichtblitzen wandelten die Forscher Artemisininsäure, die man von gentechnisch veränderten Hefepilzen herstellen lassen kann, in Artemisinin um. Das UV-Licht löst chemische Reaktionen aus. Diese sogenannte Fotochemie sei zwar billig und effizient, aber in der Praxis in großem Maßstab bislang kaum anwendbar gewesen, so Seeberger. Denn in den großen Reaktionsgefäßen, wie sie die Industrie benutzt, dringen die Lichtblitze nicht weit genug ins Innere vor, um Reaktionen initiieren zu können.

Dieses Problem umgingen die Forscher, indem sie ihre Substanzen in einem dünnen Teflonschlauch rund um eine UV-Lampe schickten. Innerhalb von viereinhalb Minuten ließen sich so 40 Prozent der Artemisininsäure in den gewünschten Wirkstoff umwandeln. Laut den Forschern würden 800 Fotoreaktoren genügen, um den weltweiten Artemisinin-Bedarf zu decken.

Entscheidende Fragen sind jedoch noch offen. Ist es wirklich so einfach, die neue Methode im industriellen Maßstab anzuwenden? Oft bringt dieser Schritt ungeahnte Probleme mit sich. Und wirkt derart hergestelltes Artemisinin so gut wie das bisherige?

Zudem ist unklar, wie viel das mittels Fotoreaktion produzierte Medikament kosten wird - und damit auch, ob es wirklich eine Alternative zu dem herkömmlich gewonnenen Wirkstoff ist. Die Frage stellt sich auch bei dem halbsynthetischen Artemisinin, das die Pharmafirma Sanofi für dieses Jahr angekündigt hat.

© SZ vom 19.01.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: